"Talent Development in German Football" - zu diesem Thema hat Prof. Dr. Jürgen Beckmann einen Key-Note Vortrag im schottischen Edinburgh gehalten. Im Rahmen der Konferenz "Coaching as a global Endeavour", von 8.-9. März 2016, hatte die University of Edinburgh den Ordinarius des Lehrstuhls für Sportpsychologie eingeladen.
"Das ist eine sehr hochwertige Tagung, bei der sich Wissenschaftler mit zahlreichen Level 4-Trainern, also Trainern der höchsten Stufe, aus ganz Großbritannien austauschen", bilanziert Prof. Beckmann. In seinem Vortrag skizzierte der habilitierte Psychologe die Entwicklung von Talenten am Beispiel des FC Augsburg, mit dem der Lehrstuhl für Sportpsychologie kooperiert.
Kooperation mit Nachwuchsleistungszentrum des FC Augsburg
Beim Fußball-Bundesligisten ist Manuel Baum Cheftrainer des Nachwuchsleistungszentrums. Der 37-Jährige Diplom-Sportwissenschaftler ist Absolvent der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. "Der FC Augsburg setzt in seiner Nachwuchsarbeit auf sportwissenschaftliche Konzepte, die von drei Trainern pro Team umgesetzt werden, von denen eine ganze Reihe akademische Abschlüsse besitzt. Unser Master ,Diagnostik und Trainingʹ liefert hier hervorragende Qualifikationen", lobt Prof. Beckmann.
Eine große Bedeutung kommt beim schwäbischen Europa-League Teilnehmer dabei der Sportpsychologie zu. Beckmann und sein Team arbeiten mit allen Spielern der Nachwuchsabteilung und unterstützen die Trainer durch individuelle Beratungen, Sprechstunden sowie eine monatliche Trainerfortbildung. "Die Idee, dass ein Trainer sämtliche Spieler gleich ansprechen und trainieren kann, ist längst überholt. Heute müssen Trainer personenzentriert coachen, das heißt, sie müssen auf verschiedene Spielertypen unterschiedlich eingehen. Dabei ist die Sportpsychologie ein wichtiger Faktor, um die Leistung zu optimieren", so Beckmann.
Persönlichkeitstests und Belastungs-Erholungs-Befragungen
Beim FC Augsburg wurden dafür verschiedene Konzepte etabliert. Dazu gehört auch die Diagnostic Pattern Analysis. Von den Spielern werden psychologische Tests sowie Persönlichkeitstests durchgeführt. Aus den sich ergebenden Mustern resultieren Empfehlungen, wie ein Spieler am besten zu coachen ist, aber auch für welche Position welcher Spieler die größte Eignung aufweist. "Wir testen unter anderem, welches das dominante Auge ist. Außerdem haben unsere Forschungsarbeiten gezeigt, welche Persönlichkeitstypen für welche Positionen geeignet sind", erläutert der Ordinarius des Lehrstuhls für Sportpsychologie.
In regelmäßigen Abständen werden zusätzlich Belastungs-Erholungs-Befragungen durchgeführt. "Wir können auf der Grundlage der sich ergebenden Profile Aussagen darüber machen, ob ein Spieler zu hoch beansprucht ist oder zu wenig Erholung zeigt - und gegebenenfalls dem Trainer Hinweise geben, Intensitäten zu reduzieren oder Erholung- und Regeneration stärker zu betonen", erklärt Beckmann. Dabei spielt auch die Prävention von Burn-out eine Rolle, beispielsweise indem Strategien zur Stressverarbeitung vermittelt werden.
Life Coaching: Entwicklung als Persönlichkeit
Neben der fußballerischen Ausbildung legt der Erstligist Wert auf einen zweiten Aspekt: "Der von uns gemeinsam mit dem FC Augsburg verfolgte Ansatz beruht insgesamt darauf, ein ‚Life Coaching’ durchzuführen. Spieler sollen nicht nur auf eine Profilaufbahn vorbereitet werden, sondern als Persönlichkeit entwickelt werden. Schule und berufliche Ausbildung gehören wesentlich dazu", so Beckmann.
Im Rahmen seines Vortrags in Edinburgh skizzierte Beckmann die umfangreiche Kooperation. Von den britischen Wissenschaftler_innen und Trainer_innen wurde die Key-Note mit großem Interesse verfolgt. Bereits während Beckmanns Vortrags kommentierten zahlreiche Teilnehmer_innen diesen auf dem Microblog Twitter unter dem Hashtag #UCCL4.
Invited session auf dem ECSS 2016
Die nächste Einladung hat Beckmann bereits für diesen Juli erhalten. Dann leitet er als Chairman im Rahmen des "21. Annual Congress of the European Council of Sport Science" ein invited symposium zum Thema "Disorders in Elite Sports" und hält selbst auch einen Vortrag über "BURNOUT AND DEPRESSION IN HIGH LEVEL YOUNG ATHLETES".
Zur Homepage des Lehrstuhls für Sportpsychologie
Das Programm des Kongresses "Coaching as a global Endeavour"
Die invited session auf dem ECSS 2016
Kontakt:
Prof. Dr. Jürgen Beckmann
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60-62
80992 München
Telefon: 089 289 24541
E-Mail: info.sportpsychologie(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Prof. Dr. Jürgen Beckmann/TUM