"Sich nicht zu bewegen, ist so schädlich wie rauchen." So lautet eine der Kernbotschaften der ARD-Sendung "Gesundheits-Check" zum Thema "Bewegung". Als Experte mit dabei: Prof. Martin Halle, Prodekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften und Mitglied der Fakultät Medizin. 2,26 Millionen Deutsche verfolgten die Sendung am Montagabend, den 8.12.2014, vor dem Fernseher.
"Bewegung ist einer der ganz zentralen Mechanismen, um gesund zu bleiben", erklärt Prof. Halle, Ordinarius des Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin. Doch gerade hier besteht ein Problem: 80% der Deutschen sind nicht aktiv genug. Im Durchschnitt verbringen die Deutschen täglich rund sieben Stunden im Sitzen.
Deutschland: 52% übergewichtig, 6 Millionen Diabetiker_innen
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes waren 2013 52 Prozent der Bundesbürger übergewichtig, fast sechs Millionen litten an Diabetes. Herz-Kreislauferkrankungen sind mit rund 40 Prozent der Fälle hierzulande die häufigste Todesursache. Dabei senkt bereits eine halbe Stunde am Tag zügiges Spazierengehen das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung um 20 Prozent.
Für Halle ist "Bewegung" nicht nur in der Prävention sondern auch in der Therapie von Krankheiten ein wichtiger Baustein. "Die Medizin muss umdenken. Die Möglichkeiten der Bewegung sind noch lange nicht ausgeschöpft", findet der Kardiologe und Sportmediziner. Bewegung stärkt das Herz und die Lunge und sorgt dafür, dass diese Sauerstoff besser aufnehmen kann. Durch regelmäßiges Training bleiben die Blutgefäße elastisch, Krankheiten wie Bluthochdruck, Herzinfarkt oder Schlaganfall wird vorgebeugt. Außerdem wird die Muskulatur gestärkt und Fett verbrannt. Und: Sport und Bewegung wirken sich auch auf die Psyche aus.
Depression: Bewegung in der Therapie
Beispiel Depression: Betroffen sind vier Millionen Deutsche. Jährlich verursacht die Krankheit elf Millionen Fehltage am Arbeitsplatz. Sport kann in der Therapie eingesetzt und als Ergänzung zu Medikamenten eingesetzt werden. "Wir verstehen immer mehr, dass körperliches Training in die Ur-Stellschraube dieser und anderer Erkrankung eingreift. Und diese Ur-Stellschraube ist wohl in der Muskulatur zu sehen. Also einem Organ, das wir in der Wissenschaft bisher vernachlässigt haben - oder nur gesehen haben als ein Organ, welches Gelenke bewegt. Tatsächlich ist die Muskulatur ein Organ, in dem Hormone, also Botenstoffe, ausgesendet werden, die zum Darm, zur Leber zum Herz oder zum Gehirn gehen und da auch positive Effekte bewirken", meint Halle.
Trainingsdosierung: Leistungsdiagnostik und individueller Plan
So erhöht Sport beispielsweise die Durchblutung des Gehirns, führt zur Ausschüttung von Neurobotenstoffen und stärkt das Selbstwert- und Körpergefühl. Bewegung hat eine vergleichbare Wirkung wie Medikamente - nur nahezu ohne Nebenwirkungen. Zumindest, wenn das Training optimal dosiert ist. Der Lehrstuhl für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin bietet in speziellen Sprechstunden einen Gesundheits-Check und daraus abgeleiteten Trainingsempfehlungen an.
"Ein solcher Check vor einem Training ist für jemanden, der jung und fit ist, nicht unbedingt notwendig. Aber für jemanden, der eine Erkrankung hat, ist das extrem wichtig. Weil ein körperliches Training natürlich auch zu einer Überlastung führen kann, sodass es dann wichtig ist, genau zu wissen: wo ist der optimale Trainingsbereich."
Dafür führen die Mitarbeiter_innen des Lehrstuhls für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin eine präzise Leistungsdiagnostik mit Belastungstest und Laktat-Messung durch. "Bei einem Medikament weiß ich auch: gebe ich 10 Milligramm, 20 Milligramm oder mehr. Und mit körperlichem Training und dem Fitness-Check können wir genau den Puls festlegen, bei dem eine optimale Anpassung des Körpers stattfindet - und damit die Erkrankung optimal therapiert wird", erläutert Halle.
Das Fazit der ARD-Gesundheits-Sendung: "Wer sich jetzt keine Zeit für Bewegung nimmt, der wird sich später viel Zeit für seine Krankheiten nehmen müssen."
Der Beitrag "Gesundheits-Check" in der ARD-Mediathek
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