Mehr als 20 Profifußballer starben in den vergangenen 15 Jahren am plötzlichen Herztod. Einen tragischen Fall gab es auch in München. Im Jahr 2008 brach der ehemalige Profi Thomas Grosser im Alter von 42 Jahren während eines Hallentrainings der SpVgg Unterhaching zusammen. Er konnte nicht mehr wiederbelebt werden.
Interviews, Ultraschall und Spiro-Ergometrie
Damit derartige Fälle künftig verhindert werden, kooperiert die Spielvereinigung seit 2011 mit dem Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Ordinaria Prof. Dr. med. Renate Oberhoffer. In dem deutschlandweit einmaligen Projekt "Am Puls der Jugend" werden künftig sämtliche Jugendspieler des Drittligisten an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft untersucht. "Wir erheben zunächst in Interviews, ob es in der Familie des Sportlers bereits Vorschäden gab oder ob Herzrhythmusstörungen bekannt sind und welche Entwicklung das Kind hatte, ob beispielsweise besondere Erkrankungen vorlagen und alle Impfungen durchgeführt wurden", erklärt Prof. Oberhoffer. Anschließend werden die Jugendfußballer in zwei Phasen untersucht. Zunächst wird der Blutdruck gemessen, das Herz angehört und das Skelettsystem überprüft. So können sich die Mediziner "ein globales Bild machen", sagt Oberhoffer. Dann folgen die technischen Untersuchungen. "Wir machen einen Ruhe-EKG, um zu überprüfen, ob es möglicherweise Rhythmusstörungen oder - veränderungen gibt, eine Ultraschalluntersuchung vom Herz, um Krankheiten ausschließen zu können und zuletzt noch eine Spiro-Ergometrie, in der wir die Herz-Funktion unter Belastung prüfen können", erläutert Oberhoffer.
Kooperationen seit 2009
Maßgeblich beteiligt an der Entstehung der Kooperation ist Prof. Dr. med. Jürgen Schlegel. Der Extraordinarius für Neuropathologie vom Institut für Pathologie der TU München trainiert eine Jugendmannschaft des ehemaligen Erstligisten. "Die Spielvereinigung Unterhaching und die Technische Universität München operieren bereits schon seit dem Jahr 2009 auf verschiedenen sportwissenschaftlichen Gebieten zusammen. Seit dem Jahr 2011 haben wir einen Kooperationsvertrag, der vor allem auch die sportmedizinische Betreuung mit einschließt", sagt Prof. Schlegel.
Prävention statt kurativer Behandlung
Die Ergebnisse der TUM-Forschung helfen dem Verein, künftig einen Schritt voraus zu sein. "Wir wollen nicht den Krankheitsfall kurativ behandeln, sondern von vornherein präventiv gegensteuern - und das auf Vereinsebene", konkretisiert Dr. Thorsten Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie. Manfred Schwabl, Präsident der SpVgg Unterhaching freut sich über die Zusammenarbeit. Der ehemalige Fußballprofi ist der Meinung, "dass sich die Kooperation bereits lohnt, wenn sich nur bei einem Spieler herausstellt, dass er etwas hat und man frühzeitig reagieren kann." Für die Untersuchungen wurde für die Spieler des Münchner Vorstadtklubs eine eigene Sprechstunde eingerichtet.
PR-Kampagne mit Medienakademie
Um die Kooperation einer breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen, wurde die Zusammenarbeit im November erweitert. Studenten der Medienakademie München entwickelten eine PR-Kampagne für das Heimspiel gegen Wiesbaden, erstellten einen Flyer und drehten eine kurze Dokumentation.
Die Dokumentation im TUM-Youtube-Channel
Die Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Die Homepage der Spielvereinigung Unterhaching
Die Seite der Aktion "Am Puls der Jugend"
Kontakt:
Prof. Dr. med. Renate Oberhoffer
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Telefon: 089 289 24570
E-Mail: Renate.Oberhoffer(at)tum.de