Wenn die Scheinwerfer angehen, der Starter "Auf die Plätze" sagt, der Dirigent die Taktstöcke hebt oder der Schiedsrichter die Pfeife in den Mund nimmt beginnen die entscheidenden Momente. Egal ob im Inneren eines Stadions oder auf der Bühne des Opernhauses. Für die Protagonist_innen steigt der Druck ins Unermessliche. Jetzt ist der Moment der Perfektion. Doch welche Faktoren beeinträchtigen in dieser Situation die Leistung? Und welche Strategien helfen mit der Anspannung adäquat umzugehen?
Kooperation mit der Münchner Hochschule für Musik und Theater
Unter dem Motto "Performing under Pressure" fand von 29. bis 31. Mai die 46. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (ASP) statt. Organisiert wurde der deutschlandweit größte Fachkongress für Sportpsychologie vom Lehrstuhl für Sportpsychologie von Ordinarius Prof. Jürgen Beckmann, gemeinsam mit der Münchner Hochschule für Musik und Theater (MHMT) und Prof. Adina Mornell. "Mit mehr als 360 Teilnehmern war es die größte Jahrestagung der ASP bisher. Wir haben viele positive Rückmeldungen bekommen, insbesondere für unser innovatives Konzept", bilanziert Prof. Beckmann.
Innovative Verbindung von Sport und Musik
Erstmals wurde eine Brücke zwischen Sport und Musik geschlagen - sichtbar durch die Kooperation mit der MHMT und die umfangreichen Angebote aus beiden Bereichen. "Insgesamt gibt es mehr Gemeinsamkeiten als Unterschiede. Die Ausgangssituation ist in Sport und Musik beispielsweise sehr ähnlich: es gibt nur eine Chance, Leistung zu erbringen. Der Sport agiert dabei natürlich eher körperlich, während es in der Musik auch um den Ausdruck geht: Schaffe ich es auf der Bühne auch ich selbst zu sein", erklärt Beckmann.
Key-Note-Vorträge mit drei unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema
Zu den Highlights der Tagung zählt der habilitierte Psychologe Beckmann die drei Key-Note-Vorträge. "Die Redner haben das Thema aus völlig unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet", sagt Beckmann. So skizzierte Eröffnungsredner Dr. Christopher Mesagno von der Federation University Australia in seiner Rede mit dem Titel "Choking Under Pressure in Sport and Music: Key Concepts, Theories, and Interventions" den wissenschaftlichen Diskurs zum Themengebiet. Prof. John Wallace, Direktor des Royal Conservatoire of Scotland berichtete unter dem Titel "Confessions of a Justified Sinner" über eigene Erfahrungen. "Wallace ist ein Weltklasse-Trompeter. Er hat unter anderem auf der Hochzeit von Prinz Charles und Lady Di gespielt und einen sehr persönlichen Einblick gegeben, was in solchen Situationen eigentlich in einem vorgeht", findet Beckmann. Einen komplett neuen Ansatz beleuchtete dagegen Dr. Costas Karageorghis, von der Londoner Brunel University. Unter dem Titel "I´m a Belieber: The Scientific Application of Music in Sport and Physical Activity" zeigte Karageorghis Möglichkeiten, Musik zur Leistungssteigerung bei professionellen Sportlern einzusetzen.
Podiumsdiskussion "Burnout im Leistungssport"
Ein weiterer Höhepunkt der Jahrestagung war für Beckmann die Podiumsdiskussion zum Thema "Burnout im Leistungssport", unter anderem mit dem ehemaligen Fußballprofi Andreas Biermann, der sich 2009 öffentlich als depressiv bekannte, eine Therapie aufnahm und dann keinen Vertrag mehr im Profifußball erhielt. "Es hat sich gezeigt, dass sich seit dem Fall Enke leider nicht so viel geändert hat im Leistungssport", sagt Beckmann.
Große Resonanz auf Praxis-Workshops und Call for Paper
Eine zusätzliche Neuerung im Konzept stellten die zahlreichen Praxisworkshops dar. In 22 Veranstaltungen konnten die Konferenzteilnehmer_innen ihr Wissen erweitern. Mit enormer Nachfrage. Viele Angebote waren schon im Vorfeld überbucht, sämtliche Workshops waren bis zur etatmäßigen Teilnehmendenzahl gefüllt. Große Resonanz erhielt der Call for Paper. Mehr als 100 wissenschaftliche Arbeiten wurden eingereicht und jeweils von zwei unabhängigen Expert_innen begutachtet. Den Preis für das beste Poster erhielt Nadja Schott vom Institut für Bewegungswissenschaften der Universität Stuttgart für das Thema "Fortbewegung und Kognition (Trail-Walking-Test): Ressourcenallokation über die Lebensspanne".
Die nächste ASP-Jahrestagung findet im kommenden Jahr in Freiburg statt. Das Motto der Veranstaltung lautet dann "Stressregulation im Sport".
Zur Homepage des Lehrstuhls für Sportpsychologie
Die Homepage der 46. Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie "Performing under Pressure"
Kontakt:
Prof. Jürgen Beckmann
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24540
E-Mail: Juergen.Beckmann(at)tum.de