Lernen in und von der Natur fürs Klassenzimmer. So könnte das neue Zertifikatsstudium "Expeditionary Teaching" (ExpeT) kurz umrissen werden. Im Jahr 2016 bietet erstmals die Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik die Zusatzqualifikation an. Zuvor waren zwei erfolgreiche Durchgänge durch das Team "Outdoor Education" an der TUM School of Education durchgeführt worden.
"Ich denke, dass ExpeT eine riesige Bereicherung für unser Lehrangebot darstellt und die Studierenden massiv davon profitieren können und werden", erklärt Prof. Filip Mess, Professor für Sport- und Gesundheitsdidaktik. Das hochschuldidaktische Konzept wurde für seinen innovativen Charakter im Jahr 2014 mit dem mit 10.000 Euro dotierten Lehrpreis der Technischen Universität München prämiert.
ExpeT: Exkursionen in der Natur, begleitende Seminare, Praktika
Zielgruppe sind jegliche Lehramtsstudierende der TUM sowie Studierende der Sport- und Gesundheitswissenschaften. Der semesterbegleitende Studiengang wird in Kooperation mit dem Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land durchgeführt. Die Teilnehmendenzahl ist zunächst auf 16 begrenzt.
Der Zuschnitt ist ungewöhnlich, denn ExpeT findet vornehmlich in der Natur statt. Auf insgesamt drei einwöchigen Bergwander-Exkursionen erwerben sich die Teilnehmenden fachsportliche und didaktische Kompetenzen. Übernachtet wird auf Hütten oder im Gelände. Proviant und Biwak-Material tragen die Studierenden in Rucksäcken. Begleitend zu den Exkursionen werden zwei Fachseminare sowie zwei Praktika absolviert. "Die methodische Herangehensweise und didaktische Perspektive ist für mich eine wichtige und interessante Alternative zum herkömmlichen Unterricht", so Prof. Mess.
Wissensvermittlung und Persönlichkeitsbildung
"Wir verfolgen einen zweifachen Ansatz. Zum einen wird in konkreten Situationen Wissen vermittelt, zum anderen geht es aber auch ganz stark um Persönlichkeitsbildung und -entwicklung", erläutert Gabriele Lauterbach, die zusammen mit Prof. Mess und Dr. Ulrich Dettweiler für ExpeT verantwortlich ist. Durch die Gestaltung von Lehr-Lernsituationen in der Natur verlassen die Teilnehmer_innen ihren gewohnten Komfortbereich und müssen sich mit sich selbst sowie ihrem Verhalten und Funktionieren in der Gruppe auseinandersetzen. Gleichzeitig müssen sie Fertigkeiten für die Situation erlernen - wie Bewegungstechniken in den Bergen, Wetterkunde oder Orientierung. "Es geht uns dabei nicht um sportliche Höchstleistungen. Der Fokus liegt klar auf den Herausforderungen als Gruppe auf engem Raum zu agieren und den sozialen Bedingungen dafür", erklärt Lauterbach.
Verknüpfung mit Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land
In Bezug auf die Wissensvermittlung liegt der Fokus auf den Schwerpunkten "Place-Based Learning / Umwelt- und Gesundheitsbildung" sowie "Outdoor Education im internationalen und historischen Kontext und Didaktik des Drau?enunterrichts"."Wir erarbeiten in der Umweltbildung Konzepte, wie Kenntnisse aus den Fächern Chemie, Mathematik oder auch Physik in der Natur vermittelt und nachvollziehbar dargestellt werden können", erklärt Christoph Becker von der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik.
Hierbei stehen die am Schülerforschungszentrum Berchtesgadener Land entwickelten Forscherwochen im Fokus. Dort nehmen die Schüler_innen während eines einwöchigen Kurses Daten in den Bereichen Ökoklimatologie, Bodenkunde, Geomorphologie und Leistungsphysiologie im Gelände auf. Dabei kooperiert die Gruppe mit Prof. Dr. Annette Menzel, Extraordinaria für Ökoklimatologie am Wissenschaftszentrum Weihenstephan.
Eigenes Outdoor-Projekt mit Schüler_innen
Als Drittes absolvieren die Studierenden ein Praktikum am Schülerforschungszentrum in Berchtesgaden, wo sie das Outdoor-Education Team bei der Arbeit mit Schüler_innen in den Bergen unterstützen und hierbei Ideen für ihr eigenes Praxisprojekt sammeln können, das sie selbstständig mit einer von ihnen gewählten Zielgruppe durchführen.
Der Zertifikatsstudiengang ExpeT wird begleitend zum Hauptstudiengang angeboten und dauert von Februar bis November. Studierende erwerben 16 ECTS sowie eine Bescheinigung für die abgeschlossene Zusatzqualifikation. Das Auswahlverfahren für 2016 ist nun bereits abgeschlossen. 16 Studierende können sich auf ein spannendes Zertifikatsstudium freuen.
"Ich denke, dass diejenigen, die dieses Zertifikat erworben haben, über die Persönlichkeitsbildung viel lernen. Und sich vor allem auch mit sich selbst als Lehrperson auseinandersetzen. Das hilft dann, sich anders in Schüler hineinzuversetzen und letztlich auch im Referendariat", bilanziert Mess.
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24521
E-Mail: info.sportdidaktik(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik; TUM