Dr. Birgit Böhm vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Ordinaria Prof. Renate Oberhoffer ist auf dem Kongress EuroPRevent ausgezeichnet worden. Im Rahmen der Posterpräsentation erhielt Dr. Böhm für ihre Studie zu dem Thema "Active video games for physical activity promotion in obese youth: possibilities and risks" den ersten Platz in der Kategorie "Exercise & Translational Science".
1266 Teilnehmer_innen, 762 Einreichungen
"Die EuroPRevent ist DIE europaweite Fachveranstaltung zu den Themen Prävention und Rehabilitation in den Bereichen ,Herzʹ und ,Kreislaufʹ", sagt Prof. Oberhoffer. Veranstalter der Fachtagung ist die European Society of Cardiology (ESC), in der mehr als 80 000 europäische Kardiologen organisiert sind. Der multidisziplinäre Kongress EuroPRevent vereint unter anderem Mediziner, Sportwissenschaftler und Sporttherapeuten. Insgesamt besuchten die EuroPRevent 1266 Teilnehmer_innen, 762 Abstracts wurden bei den wissenschaftlichen Gutachtern eingereicht.
Forschungs-Projekt mit Unterstützung von Studierenden
"Es ist schön, wenn die eigene Arbeit auch international anerkannt wird", freut sich Dr. Böhm. Das Paper ging aus einem Projekt mit Studierenden hervor. "Wir wollten unsere Studierenden im Rahmen eines Seminars in ein wissenschaftliches Projekt integrieren, um die entsprechenden Kompetenzen direkt in der Praxis zu vermitteln", erklärt Böhm. Dafür wurde ein innovatives Thema gewählt, sogenannte Exergames. "Computerspiele und das Fernsehen haben dazu geführt, dass bereits viele Kinder und Jugendliche adipös, also übergewichtig, sind", erläutert Böhm. Auf diesen Trend habe die Industrie reagiert und das Genre der Exergames entwickelt: Spiele, die zwar im Virtuellen stattfinden, für die aber tatsächliche Bewegung nötig ist - beispielsweise wenn mit einem Controller eine Schlag-Bewegung ausgeführt werden muss, um einen virtuellen Tennisball zu treffen.
Exergames: Überbelastung für Adipöse?
"Für Adipöse könnten diese Spiele eine sinnvolle Maßnahme in der Therapie sein, weil sie Spaß an der Bewegung haben", erklärt Oberhoffer. Das Problem: Die Spiele wurden nicht speziell für diese Zielgruppe entwickelt. Ob die abverlangten Belastungen adäquat sind, ist unklar. Häufig erfordern Exergames schnelle Bewegungen und Richtungsänderungen - beispielsweise für das Kniegelenk eines Übergewichtigen könnte dies eine Überforderung darstellen. Um die Belastungen besser einschätzen zu können, untersuchte Böhm gemeinsam im Rahmen eines Pilotprojektes mit den Studierenden acht Patient_innen der Fachklinik Gaißach. Die Klinik hat sich auf die Behandlung von Adipositas bei Kindern spezialisiert. Bei den acht Proband_innen wurden während eines Exergames Kraftbelastungen im Kniegelenk überprüft und die Herzfrequenz erhoben.
Das Ergebnis: ein durchschnittliches Exergame ist ähnlich intensiv, wie beispielsweise moderates Laufen. Dabei zeigte sich bei der untersuchten Gruppe bei den Exergames allerdings eine deutlich höhere Standardabweichung. "Das erklärt sich durch die sehr unterschiedliche Spieltechnik, also die Bewegungsausführung", so Böhm. Das Fazit: "Exergames können für Interventionen gegen Adipositas eingesetzt werden. Aufgrund der unterschiedlichen Bewegungsausführung empfiehlt sich dabei aber die Betreuung durch einen Experten. Ansonsten kann es zu Überlastungsschäden kommen", sagt Böhm.
Neben dem Thema des Projekts konnte Böhm bei ihrem Poster mit einem weiteren innovativen Zugang punkten. Da für die Präsentation vor den wissenschaftlichen Beobachter_innen nur wenig Zeit zur Verfügung stand, druckte die wissenschaftliche Mitarbeiterin auf ihr Poster einen QR-Code. Wurde dieser per Tablet-PC oder Smartphone gescannt, erschien ein ausführliches Video mit Erläuterungen zur Datenerhebung und Messmethodik (das Video mit weiteren Informationen zur Datenerhebung sehen Sie, wenn Sie den QR-Code rechts scannen).
Vorreiterrolle in Deutschland
Neben Böhms Poster wurden vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie auch die Einreichungen von Dr. Julia Elmenhorst, Dr. Jan Müller und Heidi Weberruß von den Gutachter_innen des EuroPRevent angenommen. "Die Hürde bei der EuroPRevent einen Beitrag zu platzieren ist sehr hoch. Das wir gleich sechs Beiträge präsentieren konnten, ist daher ein gutes Zeichen. Unsere Fakultät hat sich das Thema Prävention auf die Fahnen geschrieben und wir haben gezeigt, dass wir hier gut dastehen", bilanziert Prof. Oberhoffer. Bereits im Mai präsentierte der Lehrstuhl fünf Poster auf dem 48th Annual Meeting of the Association for European Paediatric and Congenital Cardiology (AEPC) in Helsinki.
"Die Themen Bewegung und kardiovaskuläre Prävention werden deutschlandweit noch nicht an so vielen Standorten behandelt. Wir haben hier eine Vorreiterrolle, bezogen auf die Fragen: Wie fit und wie kreislaufgesund sind Kinder?", sagt Oberhoffer.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Kontakt
Prof. Dr. Renate Oberhoffer
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24570
E-Mail: Renate.Oberhoffer(at)tum.de