Hautkrebs ist in Deutschland die am fünfthäufigsten vorkommende Krebsneuerkrankung. Für das Jahr 2012 verzeichneten die deutschen Krebsregister 20.820 neue Fälle des malignen Melanoms. Eine besondere Bedeutung kommt bei dieser Krebsart einer frühen Diagnose zu. "Wird die Krankheit frühzeitig erkannt, greifen Behandlungen sehr gut und die Wahrscheinlichkeit, gesund zu werden, ist ziemlich hoch", erklärt Prof. Dr. Stefanie Klug, Ordinaria des Lehrstuhls für Epidemiologie. Wird die Krankheit dagegen erst spät erkannt, sinken die Überlebenschancen.
Publikation im Open Access Journal "BMC Cancer"
Vor diesem Hintergrund untersuchte der Lehrstuhl für Epidemiologie in Zusammenarbeit mit der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren e.V. (ADT) die Diagnose des malignen Melanoms in Deutschland. Ein entsprechendes Paper wurde nun in der Fachzeitschrift "BMC Cancer" publiziert. Das Open Access Journal hat einen Impact Factor von 3,77.
Im Juli 2008 startete in Deutschland als europaweit erstem Land ein Programm zur Früherkennung von Hautkrebs. Untersuchungen der Haut im Rahmen der gesetzlichen Krebsfrüherkennung konnten zwar auch vorher durchgeführt werden, allerdings nicht beim eigentlich hierfür zuständigen Facharzt. Seit 2008 können über 35-Jährige das Screening nun alle zwei Jahre beim Dermatologen sowie speziell zertifizierten Ärzten durchführen lassen. Bezahlt wird die Untersuchung durch die Krankenkassen. "Vor diesem Hintergrund wollten wir erheben, ob dieses Screening bereits zu Veränderungen geführt hat und die Diagnose in einem früheren Stadium erfolgt - was die Prognose ja deutlich verbessert", erläutert Dr. Olaf Schoffer, wissenschaftlicher Mitarbeiter des Lehrstuhls für Epidemiologie.
Bisher einmaliger Datensatz für Deutschland
Dafür analysierten die Forscher_innen die Daten von insgesamt 61.895 Personen, die zwischen 2002 und 2011 die Diagnose "malignes Melanom" erhielten. Die Daten stammten aus 24 bevölkerungsbezogenen sowie 4 einrichtungsbezogenen klinischen Krebsregistern. "Der Datensatz stellt einen Meilenstein in der Auswertung klinischer Krebsregisterdaten dar", ordnet Prof. Klug ein. Denn üblicherweise würden für Studien in diesem Bereich die Daten der epidemiologischen Krebsregister verwendet. "Die Daten der klinischen Register sind umfangreicher, beispielsweise mit Blick auf tatsächlich durchgeführte Behandlungsmethoden", sagt Schoffer. Durch die Zusammenarbeit mit der ADT konnte die Forschungsgruppe so einen in Deutschland bisher einzigartigen Datensatz generieren.
Dabei zeigte die Auswertung der 61.895 Melanom-Fälle zwischen 2002 und 2011 einen deutlichen Anstieg der Diagnose in einem frühen Stadium (UICC I) über diesen Zeitraum. "Wir konnten zeigen, dass das prognostisch günstige Stadium I über die Zeit zunimmt. Allerdings haben die späten und prognostisch ungünstigen Stadien III und IV über den gleichen Zeitraum nicht abgenommen", erklärt Schoffer.
Mit Blick auf die Frage nach Veränderungen durch das 2008 eingeführte Hautkrebsscreening, konnten keine eindeutigen Effekte nachgewiesen werden. "Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass sich die im Screening zusätzlich diagnostizierten Melanome hauptsächlich in einem frühen Stadium befanden. Allerdings wäre als eine Auswirkung des Screenings auch ein Rückgang der späten Stadien zu erwarten und das konnte für den untersuchten Zeitraum nicht nachgewiesen werden ", so Klug.
Dementsprechend bilanziert Schoffer: "Wir konnten keine signifikanten Stadienverschiebungen nach Einführung des Screenings nachweisen. Die im Screening diagnostizierten Melanome waren jedoch mit einer statistisch signifikant höheren Chance in einem frühen Stadium. Nun müssen langfristige Effekte des Screenings untersucht werden, da der Zeitraum von 2008 bis 2011 noch relativ kurz war."
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Zum BMC-Cancer Paper über das maligne Melanom
Kontakt:
Prof. Dr. Stefanie Klug
Lehrstuhl für Epidemiologie
Uptown München, Campus C
Georg-Brauchle Ring 56
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Telefon: 089 289 24951
E-Mail: Sekretariat.Klug(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Foto: TUM