"[Dis]ability and the Global 2030 Agenda for Sustainable Development." Unter diesem Motto stand eine Konferenz an der kenianischen Pwani University in Kilifi. Der Lehrstuhl Diversitätssoziologie von Ordinaria Prof. Dr. Elisabeth Wacker organisierte gemeinsam mit Mitarbeiter_innen der kenianischen Universität die wissenschaftliche Tagung.
"Die Konferenz war eine sehr interessante Möglichkeit zum Wissensaustausch im ostafrikanischen Raum. Gleichzeitig war die Veranstaltung gewissermaßen der Abschluss eines vom Deutschen Akademischen Austauschdienst geförderten Projekts, an dem wir in den vergangenen vier Jahren gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern in Kenia gearbeitet haben", erläutert Prof. Wacker. Neben Ordinaria Prof. Wacker waren Kathrin Schmidt, Sarah Reker und Yvonne Wechuli an der Organisation beteiligt und präsentierten Forschungsergebnisse.
Verbesserung der Lebenssituation für Menschen mit Behinderung
2015 verabschiedeten die Vereinten Nationen "Sustainable Development Goals" (SDGs). Dazu zählt explizit auch die Verbesserung der Lebenssituation für Menschen mit Behinderung im Sinne einer inklusiven Entwicklung.
Eine Möglichkeit der Umsetzung ist die Strategie der Community-based Rehabilitation (CBR), die bereits in den 1980er Jahren durch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) formuliert und inzwischen zu einer multisektoralen Strategie zur inklusiven Entwicklung weiterentwickelt wurde. Durch die Implementierung von CBR-Aktivitäten kann Lebensqualität von Menschen mit Beeinträchtigung und deren Familien verbessert werden.
Ein CBR-Ziel ist dabei, dass Menschen mit Behinderung nicht nur medizinische Unterstützung bekommen, sondern zusätzlich ein Empowerment stattfindet, welches zentral ist für den gleichberechtigten Zugang zu Bildung, einer Arbeit sowie adäquaten Sozial- und Gesundheitsleistungen ist.
Konferenz mit rund 100 Teilnehmer_innen und 35 Vorträgen
"Die Tagung war an der CBR-Strategie ausgerichtet und an der Frage, wie diese nachhaltig umgesetzt werden kann. Dabei wurde beispielsweise thematisiert, wie Inklusion in Gesellschaften funktionieren kann, die weniger gute Ressourcen-Ausstattungen haben", sagt Kathrin Schmidt, die das DAAD-Projekt am Lehrstuhl Diversitätssoziologie durchführte. Rund 100 Teilnehmer_innen kamen nach Kilifi und verfolgten die 35 Vorträge. "Wir hatten für die Konferenz eine große Zahl an Einreichungen und das Niveau war insgesamt sehr hoch. Die Konferenz war ein guter Schlusspunkt für das Projekt und gleichzeitig ein Startschuss für die Umsetzung der von uns entwickelten Vorschläge", resümiert Wacker.
Entwicklung von drei Modulen im Rahmen des DAAD-Projekts
Denn im Rahmen des DAAD-Projekts entwickelten die Mitarbeiter_innen des Lehrstuhls Diversitätssoziologie gemeinsam mit denen der Pwani University anhand der UN-CBR-Matrix insgesamt drei Module, die in akademische Studiengänge integriert werden können. "Während CBR bislang vor allem eine praxisorientierte Strategie für Inklusion ist, verknüpfen wir die einzelnen CBR-Komponenten mit theoretischen Konzepten - ohne jedoch Hinweise, wie Inklusion in der Praxis gelingen kann, aus dem Blick zu verlieren", erläutert Schmidt.
Bereits während der Projektlaufzeit wurden die Module von Studierenden beider Universitäten sowohl in Deutschland als auch in Kenia jeweils jährlich gemeinsam überprüft. So flogen acht Studierende der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften im Sommersemester 2015 in den ostafrikanischen Küstenstaat, acht kenianische Studierende kamen in den Jahren 2014 und 2016 nach Deutschland.
Module als Download verfügbar
Nachdem das Projekt beendet ist, sind die Module, die durch die Teilnehmer_innen des Kongresses sehr positiv bewertet und offiziell akkreditiert wurden, bald online abrufbar, und das sogar kostenlos. "Eine unserer Intentionen ist, dass wir den Zugang zu Wissen verbessern und Inklusion nachhaltig stärken wollen. Entsprechend sollen unsere Inhalte anderen Universitäten, Studierenden sowie Praktikerinnen und Praktikern im Berufsfeld und weiteren Interessierten jederzeit zur Verfügung stehen. Damit ein größtmöglicher Impuls für Inklusion gegeben werden kann", sagt Wacker.
Zur Homepage des Lehrstuhls Diversitätssoziologie
Die Pwani-University in Kilifi
Kontakt:
Prof. Dr. Elisabeth Wacker
Lehrstuhl Diversitätssoziologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24461
E-Mail: Elisabeth.Wacker(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Lehrstuhl Diversitätssoziologie