Turnerin Kim Bui ging bei den European Championships in München zum letzten Mal an die Geräte und beendete nach diesen Wettkämpfen vor Heimpublikum ihre Karriere. Seit 17 Jahren gehörte sie zur deutschen Turn-Nationalmannschaft. Mit 33 Jahren ist sie nicht nur langjähriges und beständiges Mitglied im Turn-Team Deutschland, sondern auch dreifache Olympionikin und kann zahlreiche Weltmeisterschafts- und Europameisterschafts-Teilnahmen vorzeigen. Im Sporthilfe-Talk neben der Olympiahalle sprach die Turnerin über die Bronzemedaille im Team, ihre letzte Übung im Stufenbarren-Finale und über ihren emotionalen Abschied.
Kim, Du hast letzten Samstag mit dem Team die Bronzemedaille gewonnen. Dann kam auch noch der emotionale Sonntag, die Verabschiedung und die Beendigung deiner Turn-Karriere. Ist das schon im Kopf durch oder ist das ein Prozess, der noch über viele Wochen dauern wird?
Kim Bui: „Ich glaube, es braucht noch ein Weilchen, um das zu verarbeiten, aber es war schon krass, was letzte Woche passiert ist. Ich bin hierhergekommen und wusste, es wird mein Karriereabschluss werden. Aber dass es dann am Ende mit der Bronzemedaille geklappt hat, vor allem im Team, das ist nochmal ein anderes Gefühl, als wenn man alleine für sich eine Medaille gewinnt. Im Team ist man gemeinsam da durchgegangen und hat sich durchgekämpft. Wir haben versucht, uns gegenseitig zu unterstützen und wir haben uns gegenseitig durch diesen Wettkampf getragen. Dieser Teamspirit, den wir hatten, war einfach sensationell und auch die Zuschauer natürlich, die vor Ort waren, haben uns durch den Wettkampf getragen. Dass dann am Ende Bronze rausgekommen ist, haben wir nicht erwartet, das war eine absolute Überraschung. Am Ende lagen wir uns einfach glücklich in den Armen und haben uns sehr über diese Bronzemedaille gefreut.“
Beim Stufenbarrenfinale hast Du die letzte Übung deiner Turnkarriere geturnt. Wenn man weiß, das ist das letzte Mal und die ganze Halle feuert einen an, ist da dann ein immenser Druck auf Dir gewesen oder hast Du den Druck gar nicht gespürt, weil der Tag davor schon mit Bronze im Team schon so erfolgreich war?
Kim Bui: „Stufenbarren als Abschluss war natürlich toll, weil ich auch meine Einzelmedaille in meiner Karriere am Stufenbarren 2011 bei der Heim-EM in Berlin gewonnen habe. Deshalb hat sich irgendwie so der Kreis damit geschlossen. Unmittelbar davor habe ich tatsächlich an nichts mehr gedacht. Ich habe mich sehr lange auf diesen Moment vorbereitet und mir war klar, dass es jetzt die letzte Übung sein wird. Ich habe während der Übung an nichts gedacht, nichts gefühlt, nichts gespürt und auch gefühlt nichts gemacht. Ich habe einfach meinen Körper machen lassen, all das, was ich all die Jahre trainiert habe. In dem Moment, als ich auf den Füßen gelandet bin, da wusste ich, ich habe meine letzte Barrenübung durchgeturnt. Dieser Moment war so unglaublich und da brach auch alles über mich herüber. Ich habe dann nur noch geheult und geweint und geschluchzt und lag meinem Trainer in den Armen und konnte es einfach gar nicht mehr fassen, weil dann einfach so eine Last von mir gefallen ist. In dem Moment war es ein befreiendes Gefühl. Es war eine super Übung, es war nicht meine beste Übung, das weiß ich, aber für mich war das in dem Moment völlig egal. Die Bronzemedaille vom Tag vorher mit dem Team war schon sensationell und auch alleine schon, dass ich in diesem Barren-Finale war, das war etwas ganz Besonderes, hier noch einmal stehen zu dürfen.“
Die Sporthilfe durfte all die Jahre an Deiner Seite sein. Was hat die Sporthilfe-Förderung für Dich persönlich auch bedeutet in der langen Zeit?
Kim Bui: „Ich weiß gar nicht genau, wie viele Jahre ich schlussendlich von der Sporthilfe gefördert worden bin, aber es sind schon wirklich etliche Jahre und ich bin wirklich super dankbar dafür, dass es immer eine finanzielle Förderung gab. Ich bin auch dankbar dafür, dass ich bei tollen Erlebnissen dabei sein konnte. Es sind immer tolle Events gewesen, die ich mit der Sporthilfe verbunden habe und auch die vielen Angebote, die uns Sportlern immer zugutekommen. Da kann ich natürlich jetzt noch mehr davon nutzen. Einfach, weil ich jetzt ein bisschen mehr Zeit habe.“
Jetzt, wo Deine Turnkarriere beendet ist, was kommt denn als nächstes?
Kim Bui: „Ich möchte erstmal die freie Zeit, die ich habe, genießen. Ich habe keine großen Pläne. Ich freue mich auf alles, was kommen kann. Zeit hatte ich in der letzten Zeit wenig, weshalb ich ganz offen bin für Neues.“
Text/Interview: Milena Kreber
Fotos: Deutscher Turner-Bund/privat