2016 wurde Prof. Dr. Ansgar Schwirtz als Dekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften wiedergewählt. Im Interview zieht der Leiter der Professur für Biomechanik im Sport Bilanz über seine ersten drei Jahre an der Spitze der Fakultät sowie die Entwicklung des Neubaus und formuliert seine Ziele und Wünsche für die kommenden drei Jahre.
Herr Dekan, was bedeutet Ihnen die Wiederwahl?
"Mich hat das sehr gefreut. Die Bestätigung im Amt ist für mich eine hohe persönliche Anerkennung im Kollegium. Ich habe die letzten drei Jahre als sehr positiv erlebt. Die Fakultät hat sich aus meiner Sicht in den beiden wissenschaftlichen Schwerpunkten ,Sportwissenschaft' und ,Gesundheitswissenschaft' weiterentwickelt. Und ich möchte diesen Weg gerne noch weitere Jahre beschreiten."
Wo steht die Fakultät aus Ihrer Sicht derzeit?
"Zunächst sind wir durch die Neuberufungen weiter gewachsen. Das war ein sehr wichtiger Schritt, denn nun haben wir mit Blick auf die Professuren als Fakultät eine Größenordnung erreicht, die uns im Kontext der TUM-Fakultäten als normalen Player mitspielen lässt. Das ist dann beispielsweise in den Sitzungen der erweiterten Hochschulleitung und in der Runde der Dekane spürbar. Wir werden ernstgenommen!
Auch wenn wir natürlich noch eine der kleineren Fakultäten sind. Es gibt an der TUM ja Fakultäten, die deutlich älter sind und die manchmal sogar Nobelpreisträger hervorgebracht haben."
Hat sich die Wahrnehmung auch außerhalb der TU München verändert?
"Ich denke schon. Wir werden zum Beispiel im ,Arbeitskreis Sportwissenschaft' in Bayern als eine relativ zentrale Einrichtung wahrgenommen. Wir sind für den Leistungssport in verschiedensten Projekten ein gesuchter und verlässlicher Partner. Im Bereich der Gesundheitswissenschaften adressieren wir wichtige Themen, gerade in der Prävention - von Übergewicht bis hin zu Krebs. Und wir werden inzwischen - auch durch unsere neuberufenen Professoren - als eine Fakultät angesehen, die sich zu diesen wichtigen Themen äußern darf, äußern kann und in vielen Fällen auch muss. Ich denke, dieser Verantwortung werden wir gerecht. Beispielsweise auch durch nationale und internationale Kongresse."
Die in wachsender Zahl von den Professuren der Fakultät ausgerichtet werden?
"Richtig. Und das dokumentiert erneut unsere positive Entwicklung. Wir haben uns ja nun auch erfolgreich für den Sportwissenschaftlichen Hochschultag beworben, der im kommenden Jahr an der TU München stattfindet. Das ist eines dieser Projekte, die wir nur schultern können, weil wir uns als Fakultät weiterentwickelt haben und gewachsen sind. Noch vor ein paar Jahren wäre dies nicht möglich gewesen."
Ist es eines der Ziele, dass an der Fakultät künftig weitere Großveranstaltungen ausgerichtet werden?
"Absolut. Wir wollen national und international sichtbarer sein und noch attraktiver werden. Das ist das Ziel. Zum einen für Studierende, aber natürlich ebenso für Forscherpersönlichkeiten, um gemeinsame Projekte durchzuführen. Und dafür muss man natürlich auch bei Großveranstaltungen mal ,Farbe bekennen'. Das war bisher mit unserem alten Gebäude naturgemäß schwierig. Hier erhoffe ich mir von unserem Neubau weitere Impulse und Möglichkeiten."
Der Neubau des TUM Campus im Olympiapark zählte sicherlich zu den größten Herausforderungen Ihrer ersten Amtszeit. Wie bewerten Sie hier die Entwicklung?
"Den Neubau voranzutreiben, hat mir viel Freude bereitet, aber mich auch ziemlich viel Kraft gekostet. Die Ausschreibung und den darauf folgenden Wettkampf der Architekturbüros, haben wir ja bereits seit 2015 abgeschlossen. Parallel dazu haben wir viele Anträge bei den entsprechenden Stellen eingereicht, beispielsweise mit Blick auf die Finanzierung beim Ministerium sowie der TU München. Wir haben bisher unsere Etappenziele erreichen können."
Wie sieht der weitere Zeitplan aus?
"Der Stand ist, dass alle Unterlagen eingereicht sind - als letztes die sogenannte ,HU-Bau'. Das ist ein Plan, in dem alles dargelegt wird, bis hin zu jeder einzelnen Steckdose. Im Dezember hat der Ausschuss für Staatshaushalt und Finanzfragen des Bayerischen Landtags die Mittel für den Neubau vollständig bewilligt.
Als nächster Schritt wird ab März 2017 die Baustelle eingerichtet und als erstes die Gymnastik/Tanz-Halle abgerissen. Voraussichtlich ab September 2017 werden wir dann zwei große Baugruben haben und hoffentlich bereits die Grundsteinlegung feiern können.
Bis 2019 sollen dann alle Sporthallen stehen. Die Lehre bleibt bis dahin in den bestehenden Hallen, wir als Institut am Georg-Brauchle Ring. Ab 2019 werden die alten Hallen abgerissen und die Institutsgebäude auf diese Flächen gebaut. Das soll bis 2022 beendet sein."
Der Neubau wird somit eines der zentralen Themen für die kommenden drei Jahre sein?
"Ja. Das beschäftigt uns natürlich weiterhin. Und eine der großen Herausforderungen ist dabei, die verschiedenen Bedürfnisse unterschiedlicher Projektpartner wie Mitarbeiter, Geldgeber und Architekten zu erfüllen.
Gleichzeitig freue ich mich vor allem darauf, dass wir künftig die Brücke zwischen Theorie und Praxis verstärken und weiter mit Leben füllen können. Denn der Gebäudekomplex ist so ausgerichtet, dass beide Felder intensiv bespielt werden können. Wir bekommen einen modernen Campus mit einem einzigartigen Flair. Durch den Neubau setzen wir einen ganz wichtigen Eckpfeiler für die Zukunft."
Welche weiteren Ziele werden Sie als Dekan anstreben?
"Ich möchte, dass die Fakultät weiter wächst. Aber nicht um jeden Preis. Sondern ein Wachsen beispielsweise im Bereich der Forschungsaktivitäten. Ich würde hier gerne den Status quo so weit optimieren, dass meine Kolleginnen und Kollegen den entsprechenden Freiraum für ihre Forschungsaktivitäten haben. Dass wir dann national und international noch sichtbarer werden.
Gleichzeitig hoffe ich, dass wir uns im Bereich der Veröffentlichungen - hier sind wir ja bereits auf einem sehr guten Niveau - und der eingeworbenen Drittmittel weiter verbessern. Für die Akquise von Drittmitteln werden wir uns durch unsere Laboraktivitäten von den Voraussetzungen her sicherlich stabilisieren.
Als Drittes würde ich unsere Strahlkraft nach außen weiter stärken. Wir adressieren wichtige Themen und wollen hierfür noch intensiver wahrgenommen werden, und zwar durch unsere Kompetenz."
Worauf freuen Sie sich in der kommenden Amtszeit?
"Ich freue mich auf das kollegiale Miteinander. Der Hochschultag ist hier eine tolle Möglichkeit, um zu zeigen, dass wir als Team funktionieren. Und dabei gleichzeitig ganz unterschiedliche disziplinäre Ausrichtungen haben."
Abschließende Frage: Wenn Sie einen Wunsch frei hätten, Herr Dekan, welcher wäre das?
[überlegt] "Mein Hauptwunsch ist, dass sich alle wohlfühlen und gerne zur Arbeit kommen. Und auf dieser Basis ihrer jeweiligen Tätigkeit erfolgreich nachkommen."
Text: Fabian Kautz
Foto: TUM