Seit Anfang Oktober leitet Prof. Dr. Sabine Reuker das Fachgebiet für Sportdidaktik. Nach ihrem Studium in Berlin und mehrjähriger Lehrtätigkeit an verschiedenen Schulen begann die inzwischen 44-Jährige ihre akademische Laufbahn an der Georg-August Universität in Göttingen. Dort promovierte sie zum Thema "Chancen schulischer Sport- und Bewegungsangebote. Verändern erlebnispädagogische Schulfahrten die soziale Handlungsbereitschaft?" Es folgten Tätigkeiten als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Sportdidaktik an der Justus Liebig Universität Gießen und als Vertretungsprofessorin an der Universität Paderborn.
Frau Prof. Dr. Reuker, was bedeutet Ihnen der Ruf der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft?
"Ich freue mich riesig auf diese Aufgabe. Der Name ,TU München´ steht für mich vor allem für die Möglichkeit, in Netzwerken forschen zu können. Bisher habe ich sehr oft recht allein gearbeitet. Durch die Power und das Netzwerk der TU sind die Chancen zu verschiedensten Kooperationen hervorragend. Das war für mich auch ein starker Anreiz, hierher zu kommen."
Denken Sie bereits an konkrete Kooperationsmöglichkeiten?
"Ich denke vieles ist machbar. Konkrete Projekte gibt es zwar noch nicht, aber ich sehe mehrere gute Anknüpfungspunkte, beispielsweise an die TUM School of Education oder den Lehrstuhl für Sportpädagogik, der ja in Kürze neu besetzt werden soll. Hier werde ich sicherlich Zusammenarbeiten anstreben."
Wie werden Sie Ihre Kompetenzen in die Lehre einbringen?
"Mich interessiert vor allem die Professionalisierung von Lehrkräften. Ein wichtiger Baustein ist eine stärkere Verzahnung von Theorie und Praxis. Wie lassen sich theoretische Konzepte aus dem Studium in die Praxis übertragen? Welche Kenntnisse helfen, die Praxis zu reflektieren und zu verbessern? Welche Ausbildungsmöglichkeiten bieten sich durch die Videoanalyse von eigenem und fremdem Unterricht? Diese und viele andere Fragen haben mich schon auf meinen bisherigen Stationen stark beschäftigt."
Werden Sie hier auch Ihre Forschungsschwerpunkte legen?
"Eine der Hauptfragen ist für mich, wie Lehrkräfte Unterrichtsereignisse wahrnehmen, welche Wissensbereiche dabei eine Rolle spielen und schließlich wie Wahrnehmung und unterrichtliches Handeln zusammenhängen. Außerdem interessiert mich, wie sich die Wahrnehmung mit zunehmender Expertise verändert und welchen Einfluss Praktika, Theorieveranstaltungen und eigene Sporterfahrungen dabei haben.
Schulklassen werden zunehmend heterogener. Es gibt keine Pauschalrezepte für guten Unterricht, Lehrer müssen verstärkt situativ reagieren. Dafür brauchen sie ein hohes Maß an diagnostischer Kompetenz. Diese Fertigkeiten will ich weiter erforschen und folgend Konzepte entwickeln, mit denen die professionelle Wahrnehmung geschult und verbessert werden kann. Interessant ist hierbei auch die Frage, inwieweit der Austausch von Gruppen unterschiedlicher Expertise, z.B. Lehrer und Trainer mit ihren individuell unterschiedlichen Sichtweisen, für diese Entwicklung förderlich ist. Gerade für Forschungsarbeiten ist das ein sehr spannender Bereich."
Wie sieht es in Ihrer Freizeit aus. Spielt Sport eine Rolle?
"Meine Hauptsportarten, die ich immer noch betreibe, sind Volleyball, Beachvolleyball und Bergsteigen, und hier vor allem das Wandern und Klettersteiggehen. Insgesamt war ich in sehr vielen unterschiedlichen Sportarten aktiv. Ich denke, ich bin insgesamt eine ganz passable Allrounderin."
Frau Prof. Dr. Reuker, vielen Dank für das Interview.
Das Gespräch führte Fabian Kautz.