Daniel Goeder ist mit dem Förderpreis der Deutschen Hochdruckliga e.V. (DHL) für "Sport und nicht-medikamentöse Therapie bei Bluthochdruck" ausgezeichnet worden. Der mit 1.200 Euro dotierte Preis wurde für die Masterarbeit des Studierenden vergeben. Diese hatte Goeder am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Ordinaria Prof. Dr. Renate Oberhoffer erstellt. Betreut wurde die Abschlussarbeit von Dr. Jan Müller. Goeder hatte untersucht, welchen Einfluss eine einmalige sportliche Ausdauerbelastung innerhalb der folgenden 24 Stunden auf den peripheren und den zentralen Blutdruck hat.
Der Preis wurde im Rahmen des 41. Wissenschaftlichen Kongresses der DHL übergeben. An der Veranstaltung nahmen rund 4.000 Wissenschaftler_innen teil. "Die Auszeichnung zeigt, wie bedeutend das Thema ist und wie wenig hierzu bekannt ist. Dass der Preis von dieser renommierten Gesellschaft vergeben wird, ist eine besondere Wertschätzung für die Arbeit von Daniel Goeder", sagt Prof. Oberhoffer. "Eine ganze Reihe von Wissenschaftspreisen in diesem Bereich darf per se nur an Mediziner vergeben werden. Wenn hier ein Sportwissenschaftler ausgezeichnet wird, ist das immer auch eine Art Ritterschlag", findet Betreuer Dr. Müller. Der Preisträger selbst hat sich "sehr über die Auszeichnung gefreut. Für eine Masterarbeit einen Wissenschafts-Preis zu erhalten, ist nicht selbstverständlich."
Blutdruck: Senkung durch Bewegung und Sport
Rund 20-30 Millionen Bundesbürger_innen leiden unter Bluthochdruck (Hypertonie). Die Krankheit gilt als massiver Risikofaktor für Herz-Kreislauf Erkrankungen und ist damit einer der wesentlichen Einflüsse für die häufigsten Todesursachen im Erwachsenenalter. Als normal gilt ein Wert von 120/80 mmHg. "Wir wissen aus Studien, dass der Blutdruck durch Bewegung und Sport positiv - im Sinne einer Senkung - beeinflusst werden kann. Immer wieder wird dies leider vergessen und direkt mit einer medikamentösen Behandlung begonnen, anstatt erst einmal durch eine Lebensstiländerung hin zu mehr Sport und Bewegung eine Senkung zu erzielen", erklärt Oberhoffer.
Studie zu Einflüssen auf den zentralen systolischen Blutdruck
Doch: Wie genau beeinflusst eine sportliche Belastung den Blutdruck? Eine erste Antwort auf diese Frage gibt die Masterarbeit von Goeder. Dafür analysierte der Absolvent des Masterstudiengangs "Bewegung und Gesundheit" 25 männliche Probanden. Jeder der Probanden absolvierte zunächst eine sportliche Maximalbelastung. Dafür traten die Teilnehmer acht bis zwölf Minuten auf einem Fahrradergometer gegen einen wachsenden Widerstand. Sämtliche Untersuchungen wurden morgens zwischen neun und zehn Uhr durchgeführt, sodass die Probanden anschließend ihren normalen Tagesablauf absolvierten.
In den folgenden 24 Stunden wurde mittels ambulanter Blutdruckmessung im Tagesverlauf alle 30 Minuten und in der Nacht alle 60 Minuten der periphere systolische und zentrale systolische Blutdruck sowie die Pulswelle gemessen. "Der periphere Blutdruck wird klassischerweise mit einer Manschette am Oberarm gemessen. Innovativer ist allerdings der Wert des zentralen Blutdrucks, welcher den Blutdruck in der Aorta widerspiegelt und nicht invasiv, mittels indirektem Verfahren aus der Pulskurve errechnet werden kann. Dieser hat für die Prognose des Therapieverlaufs sowie des mit der Erkrankung verbundenen Risikos eine größere Aussagekraft ", erläutert Müller.
Signifikante Verringerung des zentralen Blutdrucks
"Das Hauptergebnis war ein Unterschied zwischen dem peripheren und dem zentralen Blutdruck im Tagesverlauf. Während der periphere durch die Belastung kaum verändert war, konnten wir für den zentralen Blutdruck eine signifikante Verringerung im Vergleich zum Ruhewert nachweisen", erklärt Goeder. Das Minimum wurde nach zwei Stunden erreicht. Zu diesem Zeitpunkt war der zentrale Blutdruck um durchschnittlich 8 mmHg gesunken.
"Zum Forschungsthema bestehen bisher nur recht wenige Erkenntnisse. Wir führen derzeit eine analoge Studie mit einer Gruppe von Frauen durch, um zu überprüfen, ob hier ähnliche Ergebnisse entstehen", sagt Müller. In der Zukunft kann dann weiteren Fragestellungen nachgegangen werden, beispielsweise wie sich ein Trainingsreiz über einen längeren Zeitraum auswirkt oder welche Effekte ein High-Intensity-Training sowie ein Krafttraining besitzen. Auf dieser Basis sollen dann weitere Empfehlungen abgeleitet werden, wie sich der Blutdruck durch Sport optimal beeinflussen lässt. Für Betroffene könnte dies bedeuten, künftig auf Tabletten verzichten zu können.
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Kontakt:
Dr. Jan Müller Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
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E-Mail: J.Mueller@tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: K.I.T. Group GmbH; Kautz