Eine Transposition der Herzgefäße ist ein angeborener Herzfehler, bei dem die Hauptarterienstämme der rechten (Pulmonalarterie) und linken Herzseite (Aorta) vertauscht sind. Mit gravierenden Folgen. Ohne chirurgische Intervention in den ersten Lebenstagen sterben etwa 90% der Neugeborenen innerhalb des ersten halben Jahres. Ein früher operativer Eingriff ist dringend nötig. Doch welche Langzeitwirkungen haben eigentlich verschiedene Operationsmethoden? Und welche ist vor diesem Hintergrund zu empfehlen? Mit diesen Fragestellungen befasste sich Dr. Jan Müller vom Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Ordinaria Prof. Dr. Renate Oberhoffer.
Auszeichnung mit dem Ernst-Rainer de Vivie Förderpreis
Für seine Arbeit zum Thema "Persistent superior exercise performance and quality of life long-term after arterial switch operation compared to that after aterial redirection" wurde Müller nun ausgezeichnet. Im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) erhielt der 31-Jährige am 17. Februar den Ernst-Rainer de Vivie-Förderpreis. Der in Kooperation mit der Kölner Loni-Page-Stiftung verliehene Preis ist mit 6000 Euro dotiert. Gewürdigt werden innovative und interdisziplinäre wissenschaftliche Arbeiten zur Forschung und Therapie angeborener Herzfehler im Säuglings-, Kindes- und Erwachsenenalter.
Verschiedene Operationsmethoden
Müller interessierten die Auswirkungen unterschiedlicher Operationsmethoden auf Fitness und Lebensqualität. Zur Behebung der Transposition, also der vertauschten Anbindung der Herzgefäße, werden hauptsächlich zwei Methoden verwendet: "Bei der sogenannten Senning-OP wird das Blut auf Höhe der Vorhöfe umgeleitet, bei der neueren Switch-OP wird die Vertauschung operativ rückgängig gemacht. Dafür werden die Aorta und Pulmonalarterie zunächst durchtrennt und dann an der jeweils anderen Kammer wieder angeschlossen", erklärt Müller. Doch welche der beiden Methoden hat die besseren Langzeitwirkungen? Um diese Forschungsfrage zu beantworten, untersuchte Müller 56 Patienten, die in ihrer Kindheit operiert worden waren. Die eine Hälfte der Untersuchungsteilnehmerinnen und Teilnehmer waren nach der Senning-Methode operiert worden, die andere mit der Switch-Operation. Für die Studie absolvierten die Probandinnen und Probanden zur Beurteilung ihrer Fitness einen Spiroergometrie-Test. Um deren Lebensqualität einzuschätzen, wurde ein Fragebogen entwickelt und von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern ausgefüllt.
Switch-Operation birgt Vorteile
Dabei zeigten Müller und Kollegen, dass die Switch-Operation Vorteile bringt. "Die von uns untersuchten jungen Erwachsenen hatten nach einer arteriellen Switch-Operation eine deutlich bessere Leistungsfähigkeit und Lebensqualität", erklärt Müller. Die Ergebnisse der Studie wurden bereits im November 2011 im International Journal of Cardiology publiziert und auf dem Kongress der European Society of Cardiology (ESC) in Paris präsentiert.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Kontakt:
Dr. Jan Müller
Lehrstuhl für Präventive Prädiatrie
Georg-Brauchle Ring 60
Telefon: 089 289 24900
E-Mail: J.Mueller(at)tum.de