Hawaii. Mit der sonnigen Inselgruppe im Pazifik verbinden die einen die Strände von Honolulu, die Palmen von Waikiki, Entspannung und Urlaub. Für Dr. med. Katrin Esefeld vom Zentrum für Prävention und Rehabilitation von Prof. Dr. med. Martin Halle bedeutet Hawaii dagegen vor allem: Hitze. Die Bucht von Kona. Der Glutofen von Kalaola. Schweiß und Qual. Aber auch: WM-Triumpf.
Am 4. Oktober wurde die 33-Jährige beim IronMan Amateur-Weltmeisterin. Die Medizinerin erreichte das Ziel als 19. Frau von rund 2000 Teilnehmer_innen. Die 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und 42,195 Kilometer Laufen absolvierte sie in sensationellen 9:51:10 Stunden. Vier deutsche Profi-Triathletinnen konkurrierten mit Esefeld. Die schnellste Deutsche erreichte das Ziel knapp eine Viertelstunde nach der TUM-Mitarbeiterin. "Normalerweise gibt es beim IronMan auf Hawaii immer einen Tiefpunkt, aber diesmal lief das Rennen eigentlich ziemlich gut. Von Anfang bis Ende", resümiert Dr. Esefeld.
Deutsche Meisterin Kurzdistanz und Duathlon, Aufsteigerin des Jahres 2006
Seit 2001 ist die gebürtige Mühldorferin Triathletin, wechselte vom Schwimmen zur Kombination aus Radfahren, Laufen und Schwimmen. Bald siegt sie bei ersten Rennen, wird mehrfach deutsche Meisterin in der Triathlon Kurzdistanz und im Duathlon. 2006 gewinnt sie bei der Triathlon WM in Lausanne die Altersklasse 20. Die Deutschen Triathlon Union (DTU) wählt sie anschließend zur Aufsteigerin des Jahres.
Doch ihr Interesse geht immer stärker zur Langdistanz. Ab 2011 fokussiert sie sich auf IronMan Wettkämpfe, die nicht olympische Königsdisziplin des Triathlons. Seither hat sie acht dieser Rennen absolviert, neben fünf Starts auf Hawaii einen in Regensburg, zwei in Zürich und einen in Roth. Die Ergebnisse sind spektakulär. In Hawaii ist Esefeld zweimal Beste ihrer Altersklasse (25-29 Jahre sowie 30-34 Jahre). Dabei arbeitet die promovierte Medizinerin am Zentrum für Prävention und Rehabilitation in Vollzeit. "Wie sie das schafft, weiß ich auch nicht. Katrin ist einfach wahnsinnig gut trainiert, eine Ausnahmefrau", sagt Prof. Halle, der Leitende Ärztliche Direktor des Zentrums für Prävention und Rehabilitation und Prodekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften.
Dr. Esefeld: "Wichtig sind nicht nur Trainingsumfänge, sonder auch die Qualität des Trainings."
"Ich trainiere zwischen 10 bis maximal 15 Stunden pro Woche", sagt Esefeld. Die Umfänge der Profis sind drei bis viermal so hoch. Doch darauf komme es nicht an, so die Medizinerin. "Viele machen einfach nur viel. Wichtig sind aber nicht nur die Trainingsumfänge, sondern auch die Qualität des Trainings", erklärt die 33-Jährige. Statt exorbitanter Umfänge setzt Esefeld eher auf intensive Belastungen, etwa durch Intervalltraining. Dabei kommt ihr der Beruf entgegen. "Die medizinische Ausbildung hilft natürlich enorm, weil ich ein sehr großes theoretisches Wissen habe. Ich weiß dadurch sehr gut, was im Körper passiert", sagt die Medizinerin, die zu einem Thema aus dem Fachbereich der Kardiologie promovierte. "Ich bin mir nicht sicher, ob der Beruf eher Vor- oder Nachteil ist. Natürlich hat sie ein herausragendes Wissen, aber wie man trainiert, wissen andere auch. Und Katrin muss im Gegensatz dazu auch noch sehr viel arbeiten", findet Halle und lobt die "außergewöhnliche mentale Stärke" seiner Mitarbeiterin.
Hawaii: Strömung, Gegenwind und Hitze
Der Amateur-Weltmeistertitel beim IronMan auf Hawaii 2015 ist ihr bisher größter Erfolg. "Das Rennen auf Hawaii ist durch die äußeren Bedingungen immer ziemlich hart", weiß Esefeld. Für die Athlet_innen bedeutet das konkret, dass sie sich gleich nach dem Start im Wasser mit der kraftzehrenden Strömung im Pazifik auseinandersetzen müssen. Die fast schnurgerade Radstrecke beinhaltet viele Höhenmeter. Und Gegenwind. Das Besondere: "Ab einer bestimmten Uhrzeit dreht der Wind. Im Endeffekt hat man dann gleich zweimal Gegenwind", weiß Esefeld aus Erfahrung. Am Ende steht noch der Marathon in der monotonen Vulkanlandschaft - bei mehr als 40 Grad. "Da entscheidet dann auch der Kopf", analysiert Esefeld. Ihr Rezept: Spaß haben. Sie gehe immer mit geringen Erwartungen in die Rennen und freue sich einfach darüber, dabei zu sein, so die Mühldorferin.
"In diesem Jahr waren die Bedingungen noch schwerer, weil es deutlich heißer war als im vergangenen. Da musstest du an den Verpflegungsstationen schon schauen, dass du dich wirklich runterkühlst. Und der Gegenwind kam dieses Jahr bereits extrem früh", sagt Esefeld. Das Ergebnis zeigt, dass sie mit den Bedingungen glänzend umging. 1:09 Stunden benötigte sie für die 3,8 Kilometer Schwimmen im Pazifik, 5:15 Stunden für die 180 Kilometer auf dem Rennrad und 3:20 Stunden für den abschließenden Marathon. Keine Amateurin war schneller und nur 18 internationale Profi-Triathletinnen.
"Einmal unter den Top 20 der Frauen in Hawaii zu sein, war immer mein Traum. Dass das jetzt geklappt hat, ist natürlich ein tolles Gefühl", sagt die 33-Jährige. Und jetzt? Gibt es bereits weitere Ziele? "Ja schauen wir mal. Ich möchte schon nochmal antreten in Hawaii." Und dabei vielleicht ihren WM-Titel verteidigen.
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Kontakt:
Dr. Katrin Esefeld
Zentrum für Prävention und Rehabilitation
Klinikum rechts der Isar
Technische Universität München
Uptown Munich, Campus C
Georg-Brauchle Ring 56
80992 München
Telefon: 089 289 24441
E-Mail: Katrin.Esefeld(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Fotos: Dr. Katrin Esefeld