"Das ist die wichtigste Auszeichnung in Europa im Bereich des Sportmanagements", sagt Prof. Dr. Jörg Königstorfer über den Nachwuchsforscherpreis der European Association for Sport Management (EASM). Dem von Prof. Königstorfer geleiteten Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement gelang sogar ein Double. Die Doktoranden Felix Wemmer und Wojtek Kulczycki erhielten beim Nachwuchsforscherpreis den ersten (Wemmer) und zweiten Preis (Kulczycki).
"Die EASM ist gemeinsam mit dem amerikanischen Äquivalent, der NASSM, die bedeutendste Konferenz zu diesem Thema weltweit", so Königstorfer, der an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften Studiendekan ist.
Ehrung für Doktoranden und Postdoktoranden
Die Preisverleihung fand im Rahmen der 23. EASM-Konferenz in Dublin am Samstag, den 12. September statt. Die Nachwuchs-Auszeichnung ist mit 600 Euro dotiert. Geehrt werden Doktoranden und Postdoktoranden mit den besten theoretischen oder konzeptionellen Forschungsbeiträgen im Sportmanagement.
Die Bewerber reichten zunächst einen rund fünfseitigen Abstract ein. Aus diesem wurden von der Jury drei Kandidaten nominiert, die anschließend ein Full-Paper verfassten. Auf dem Kongress hielten sie zudem eine zwanzig-minütige Präsentation zu ihrem Forschungsprojekt und stellten sich zehn Minuten den Fragen der Jury.
Kooperenz in Sportvereinen
Wemmer präsentierte seinen Beitrag mit dem Titel "Kooperenz-gestützte offene Innovationen und deren Einfluss auf den Erfolg von Sportvereinen". ",Kooperenzʹ ist ein Kunstwort, das dafür steht, dass sowohl kooperiert als auch konkurriert wird", erläutert der 31-Jährige. Sportvereine müssen sich in den vergangenen Jahren zunehmend gegen kommerzielle Mitbewerber behaupten, wie beispielsweise Fitness-Studios. "Die Vereine stagnieren in den vergangenen zehn Jahren europaweit, während kommerzielle Angebote ihre Mitgliederzahlen und Gewinne stetig verbessern. Es besteht die Gefahr, dass die Vereine auf lange Sicht gänzlich verschwinden", resümiert Königstorfer die Situation. Doch: Welche Einflussfaktoren wirken sich auf den Erfolg von Vereinen aus?
Onlinebefragung in Kooperation mit der Universität des Saarlandes
Um diese Frage zu beantworten, wurde eine Onlinebefragung unter Vorständen von Sportvereinen des Saarlandes durchgeführt, in Kooperation mit Prof. Dr. Eike Emrich von der Universität des Saarlandes. Insgesamt wurden 300 Fragebögen beantwortet. "Konkret haben wir untersucht, wie Vereine mit Konkurrenten kooperieren und inwiefern sie sich dabei Wissen aneignen und dies in Innovationen umsetzen", sagt Wemmer. Innovationen wurden dabei auf drei Ebenen definiert:
- Dienstleistungsinnovationen, beispielsweise durch neue Sportarten oder Randprogramme
- Geschäftsmodelle, etwa indem neue Bereiche erschlossen werden wie Kindersportschulen
- Prozessinnovationen, zum Beispiel durch neue Online-Anmeldeverfahren
Sportvereine: Öffnen für Kooperationen und Innovationen
Ein Strukturgleichungsmodell zeigt, dass 18 Prozent des Erfolgs durch die Nutzung von externem Wissen erklärt werden kann. Das durch Kooperation angeeignete Know-how wirkt dabei einerseits direkt auf den Erfolg, andererseits über Innovationen, die daraus resultieren. "Der Effekt ist über zwei Mediatoren signifikant", sagt Wemmer und bilanziert: "Vereine sind erfolgreicher, wenn sie sich trauen, Innovationen einzuführen. Und wenn sie nicht davor zurückschrecken, auch mit Konkurrenten Partnerschaften einzugehen. Denn sie können dort unter anderem viel Wissen erhalten, das ihnen selbst weiterhilft."
Königstorfer empfiehlt: "Wenn Vereine ihren Erfolg steigern wollen, müssen sie zum einen stärker definieren, wen sie als Zielgruppe ansprechen wollen - und mit welchen Angeboten. Zum anderen müssen sie offen sein für Innovationen, beispielsweise im Bereich von Zahlungsmodellen für den Mitgliedsbeitrag."
Studie zu Auswirkungen von Korruption auf Einstellungen zum Sponsoring
Den zweiten Preis teilt sich Kulczycki mit Joon Sung Lee von der amerikanischen University of Michigan. Die vorgestellte Studie des Doktoranden des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsmanagement widmete sich den Auswirkungen von Korruption im Umfeld eines Sport-Großevents auf dessen Sponsoren. Im vergangenen Jahr verbrachte er dafür im Rahmen des von der EU-finanzierten Projekts CARNiVAL vier Monate in Rio de Janeiro. Dort befragte Kulczycki zu verschiedenen Zeitpunkten vor, während und nach der Fußball Weltmeisterschaft insgesamt mehr als 800 Einheimische. "Wir konnten zeigen, dass Korruption, sowohl auf Seiten eines Ausrichters, als auch eines Verbandes, negative Auswirkungen auf die Einstellung gegenüber Sponsoring hat", erklärt Königstorfer. Führt ein Verband Corporate Social Responsibility Maßnahmen durch - wie etwa die "Fairplay-Kampagne" des Fußball Weltverbandes FIFA - , kann der Effekt zwar abgeschwächt werden, aber nicht gänzlich egalisiert.
Paper Einreichung im European Sport Management Quarterly
Die Beiträge von Wemmer und Kulzycki werden nun mit dem Feedback der EASM-Jury überarbeitet und dann als Paper beim revierten Journal European Sport Management Quarterly eingereicht. Das Journal wurde im Journal Guide der Association of Business Schools' Academic der 1401 Business und Management Journals bewertet und dort als bestes Sportmanagement-Journal eingestuft.
"Es freut mich sehr, dass München im Sportmanagement wahrgenommen wird. Die Ergebnisse zeigen auch, dass wir mit unseren wissenschaftlichen Projekten mit einer Universität wie Michigan mithalten können, die allein für Sportmanagement vierzehn Professuren hat", bilanziert Ordinarius Königstorfer die Auszeichnung seiner beiden Doktoranden.
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Das EASM-Journal European Sport Management Quarterly
Kontakt:
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
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