Von 13. bis 15. September veranstaltet die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften den Sportwissenschaftlichen Hochschultag der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft. In Kurz-Interviews blicken die Keynote-Speaker_innen auf ihre Vorträge.
Prof. Dr. Sigmund Loland ist Professor für Sportphilosophie und ehemaliger Rektor der Norwegian School of Sport Sciences (2005-2013). Er hat zahlreiche Publikationen im Bereich der Sportethik, der Ethik von leistungssteigernden Technologien, der Erkenntnistheorie der Bewegung und der Ideengeschichte im Sport veröffentlicht. Prof. Loland ist ehemaliger Präsident der Internationalen Vereinigung für Sportphilosophie (2002-03) und des European College of Sport Science (2011-13) sowie seit 2004 Mitglied des Ethik-Ausschusses der WADA.
Beim Sportwissenschaftlichen Hochschultag wird Prof. Loland einen Vortrag zum Thema „Ethics and Technology in Sport“ halten. In einem Kurzinterview gibt er Einblick in das, was er am 13. September (11:45 Uhr, Audimax) präsentieren wird.
Prof. Loland, hat sich der Sport durch den Einfluss von Technologie verändert?
"Ja, auf jeden Fall. Manche Sportarten sind sogar durch Technologie entstanden, wie z.B. das Radfahren, das aus einem der technischen Wunder der Welt entstanden ist: dem Fahrrad. Technologie hat den Sport verändert und großen Einfluss auf seine Entwicklung genommen. Die Einführung der modernen Carving-Ski haben es Fahrern ermöglicht, die Pisten besser zu meistern. Neue biomedizinische Technologien, vom Höhenzelt über Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu Medikamenten, üben ebenfalls Einfluss auf Training und Vorbereitung aus."
Wird das der Fokus Ihres Vortrages sein?
"Genau, ich werde versuchen, die verschiedenen Arten der Technologie im Sport und ihre Funktion in dieser Rolle zu kategorisieren. In einem größeren Zusammenhang will ich einen Überblick über die Stellung von Technologie im Sport geben und der ethischen Dilemmata, die daraus entstehen können."
Was meinen Sie damit konkret?
"Nun, nehmen wir beispielhaft die Schwimmanzüge, die vor einigen Jahren verboten wurden. Sie verbesserten mit Sicherheit die Leistung, aber nicht alle konnten sie finanzieren und zudem beeinträchtigten sie das für Athleten natürliche Gefühl des Schwimmens. Natürlich ist diese Sorte von Problem nicht schwarz-weiß zu sehen, aber man erkennt die schon ethische Brisanz."
Wie kann man akzeptable von inakzeptablen Technologien differenzieren?
"Wir müssen herausfinden, wo die Linie zu ziehen ist. Denken Sie an Szenarien, in denen die Technologie die Physiologie des Athleten übernimmt. Wenn der technologische Beitrag signifikanter ist als das Bemühen des Sportlers, bekommt Sport ein Authentizitäts-Problem. Das tritt vor allem in den hitzigen Debatten um die biomechanischen Technologien zum Vorschein."
Wie beispielsweise beim Doping?
"Exakt. Doping gehört zu den mächtigsten Technologien, es kann die Natur des Sports nachhaltig beeinflussen. Das löst eine Bandbreite von ethischen Problemen aus, nicht nur im Sport, sondern auch in der Gesellschaft. Wie entscheiden wir, welche Methoden im Einklang mit den ethischen Standards des Sports stehen? Oder wie gehen wir mit der Zukunft um, die Gen-Technologien bereithält? Das sind Fragen, denen ich mich widmen werde."
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Interview: Conan Furlong & Fabian Kautz
Foto: Prof. Dr. Sigmund Loland