Nichtregierungsorganisationen (sogenannte NGOs) versuchen, progressive ethische Prinzipien, Protokolle und Praktiken in die Governance von Sportveranstaltungen zu verankern. Belege dafür, ob und wie sie einen positiven Unterschied ausmachen können, sind jedoch rar. Das Ziel der Studie mit dem Titel "The role of advocacy organizations for ethical mega sport events", veröffentlicht in der Fachzeitschrift Sport Management Review, verfasst von den Professoren David McGillivray, Jörg Königstorfer, Jason N. Bocarro und Michael B. Edwards, untersucht, wie Interessenvertretungen versuchen, Veränderungen in Richtung ethischer Events zu beeinflussen und zu sichern.
Hintergrund und Ziel der Studie
Während es Fortschritte bei dem Schutz und der Förderung der Menschenrechte im Kontext von Sportveranstaltungen zu verzeichnen gibt, existiert wenig Forschung, die untersucht, wie dieses Fortschritte erzielt wurden und welche Rolle Interessenvertretungen (z.B. NGOs, Wohltätigkeitsorganisationen und Organisationen der Zivilgesellschaft) spielen. Somit ergeben sich die beiden folgenden Forschungsfragen: Welche Rolle spielen Menschenrechtsorganisationen in verschiedenen Phasen des Events-Lebenszyklus? Wie sind die Beziehungen zwischen Interessenvertretungen und Event-Vergabestellen, um sicherzustellen, dass die Menschenrechte effektiv in Entscheidungsprozesse eingebettet werden?
Studiendesign und Ergebnisse
Die Autoren führten Interviews mit Vertretern von drei Interessenvertretungen, die sich für Menschenrechte einsetzen, zwei Vergabestellen und zwei zwischengeschalteten Organisationen durch. Eine thematische Analyse ergab vier zentrale Themen: Übernahme der Verantwortung für die Menschenrechte; Ereignisse als menschenrechtliche Nutzung von Chancen betrachten; Erleichterung des Gleichgewichts und der Unabhängigkeit der Interessenvertretungen innerhalb von Koalitionen; und die Umsetzung von Good Governance und Strukturwandel. Die Studie legt nahe, dass Event-Manager_innen einen proaktiven Ansatz verfolgen sollten, um ethische Agenden zum Schutz und zur Förderung der Menschenrechte zu definieren und umzusetzen. Die Ergebnisse tragen zum Verständnis von Interessenvertretungen im Kontext von Sportveranstaltungen bei, indem sie relevante Rollen und Beziehungen (einschließlich Erfolgsfaktoren und Belastungen für die Menschenrechte) identifizieren. Darüber hinaus heben die Ergebnisse Unterschiede in den Rollen, den Beziehungen zu den Interessengruppen und der Wirksamkeit von Interessenvertretungen zwischen verschiedenen Phasen von Mega-Sportveranstaltungen hervor.
Empfehlungen
Die Ergebnisse legen die Notwendigkeit nahe: (1) verbindliche Vereinbarungen zur Einhaltung der UN-Leitprinzipien zu treffen; (2) ein proaktives Engagement, das zukunfts- und ergebnisorientiert ist, zu garantieren; (3) ausgewogene und wechselseitige Beziehungen zwischen Interessenträgern und Interessenvertretungen zu pflegen; (4) Grundsätze und Verfahren der verantwortungsvollen Staatsführung umzusetzen; und (5) Überwachungsinstrumente zu installieren, um sicherzustellen, dass Änderungen im Laufe der Zeit bewertet und gemessen werden. Um solche kollaborativen Ansätze zu verwalten, müssen die am besten geeigneten Interessenvertretungen identifiziert werden. Gemeinsame Maßnahmen (Mission, Strategie, Umsetzung, Überwachung) müssen im Laufe der Zeit vereinbart und gestärkt werden, um die Wahrscheinlichkeit ethischer Ergebnisse zu erhöhen und gemeinsame Hindernisse für die Zusammenarbeit zu überwinden.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
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