Bei den European Championships Munich 2022 steht die 800-Meter-Läuferin Christina Hering am Samstag (20:15 Uhr) im Finale. Die 27-Jährige qualifizierte sich nach 2:00,86 Minuten als Vierte ihres Halbfinales über die Zeit für den Endlauf. Auf ihrem Weg dorthin begleitet wurde sie vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik von Prof. Dr. Martin Lames, der die achtfache Deutsche Meisterin sportwissenschaftlich unterstützt.
„Wenn Laufen zum Forschungsobjekt wird, dann ist die TU München dabei. Nur wenige Hundert Meter vom Olympiastadion entfernt wird High-Tech betrieben“, heißt es zu Beginn eines ZDF-Films von Redakteurin Ella Poulhalec, der am Freitag, 19. August, im Rahmen der 800m-Vorläufe der Frauen bei den European Championships ausgestrahlt wurde. Darin zu sehen ist eine sportwissenschaftliche Leistungsdiagnostik mit der ehemaligen TUM-Studentin Hering, die von Prof. Lames und seinem Team Anfang Juli auf der Leichtathletik-Bahn des Olympiastützpunkts Bayern im Olympiapark durchgeführt wurde.
Das Ziel dieses Diagnostikverfahrens ist es, die Laufleistung und Lauftechnik der Leichtathletin zu analysieren und anhand der Echtzeitergebnisse gemeinsam mit ihren Trainern von der LG Stadtwerke München und vom Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV) zu verbessern.
„Wir verfolgen mit GPS, wie sich die Laufgeschwindigkeit entwickelt, damit wir besser wissen, wo die Müdigkeit eingesetzt hat“, erläutert Prof. Lames im TV-Interview. „Anhand einer Videoanalyse können wir die Körperwinkel überprüfen, um zu sehen, ob die Ermüdung auch die Lauftechnik beeinflusst hat.“
Anhand von IMUs (Inertial Measurement Units), die an den Schuhen von Hering angebracht wurden, werden die Bodenkontaktzeiten gemessen. Je länger der Fuß auf dem Boden bleibt, umso größer ist die Ermüdung. Zudem misst das GPS mit einem Sensor am Rücken die Geschwindigkeit auf den Schritt genau, wodurch die Laufkonstanz ermittelt werden kann, das heißt, wie ökonomisch und gleichmäßig Hering auf der Bahn läuft.
„Ich habe natürlich ein Gefühl dafür und kenne es auch, dass man sich mehr auf den Laufstil konzentrieren muss, wenn es anstrengend wird“, so Hering. „Deswegen ist es natürlich spannend für mich, richtige Werte vorliegen zu haben.“
Die Ergebnisse der Diagnostik wurden anschließend mit Hering, die ihren Bachelor in Sportwissenschaft und ihren Master in TUM BWL an der TU München absolviert hat, im Sprintflur des neuen TUM Campus im Olympiapark genau analysiert und besprochen. Hering kann sich vorstellen, „dass man möglicherweise noch besser darauf reagieren kann, wenn man die Daten im Training noch ein bisschen schneller vorliegen hat“.
Allerdings habe es sie prinzipiell „ja schon immer eher fasziniert, zu gewinnen, als eine super schnelle Zeit zu laufen“, erklärt die 1,87 Meter große Läuferin im ZDF-Beitrag. Bei den European Championships wird es am Samstag im Finale über die 800 Meter auf jeden Fall darum gehen, zu gewinnen. Und wer weiß, vielleicht kann sie ihre aktuelle persönliche Bestzeit von 1:59,41 Minuten über die 800 Meter dann ja auch noch etwas verbessern.
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Lames
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24500
E-Mail: Martin.Lames(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Screenshots: ZDF