„ECON-Diabetes“: Neues Projekt der Professur für Public Health und Prävention

News der Fakultät |


Das Projekt "ECON-Diabetes" wird vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) mit 270.000 Euro finanziert
Prof. Dr. Michael Laxy, Leiter der Professur für Public Health und Prävention
Dr. Anna-Janina Stephan, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Public Health und Prävention

Diabetes mellitus gehört zu den häufigsten nicht übertragbaren Erkrankungen in Deutschland. Aktuell leben laut Diabetesnetz Deutschland rund sieben Millionen Menschen in Deutschland mit Diabetes, davon ca. 90 bis 95 Prozent mit Typ-2-Diabetes.

Mit dem neuen Projekt „Economics of diabetes prevention and care: Using microsimulation and prediction modelling to support evidence-based decision making in health policy“, kurz ECON-Diabetes, will die die Professur für Public Health und Prävention von Prof. Dr. Michael Laxy anhand von Mikrosimulationen und Prognosemodellierungen evidenzbasierte Entscheidungsfindungen in der Gesundheitspolitik im Hinblick auf Diabetesprävention und -versorgung unterstützen. Das Projekt wird mit 270.000 Euro vom Deutschen Zentrum für Diabetesforschung (DZD) finanziert, das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird. Die Laufzeit beträgt drei Jahre (2023-2025).

„Wir verfolgen zwei unterschiedliche Ansätze im Rahmen des Projekts“, erklärt Prof. Laxy. „Zum einen soll die langfristige Kosteneffektivität von Maßnahmen zur Prävention und Behandlung von Diabetes mellitus analysiert werden. Zum anderen sollen mögliche Komplikationen einer Diabetes-Erkrankung anhand von Routinedaten zu Patient_innen vorhergesagt werden.“

Im ersten Schritt soll aus gesundheitsökonomischer Perspektive verglichen werden, welche Interventionen und Politikmaßnahmen Diabetes langfristig am effizientesten verhindern bzw. hinauszögern oder bei Betroffenen die Versorgungsqualität am effizientesten verbessern können. Zudem sollen diejenigen Interventionen priorisiert werden, bei denen auf Populationsebene der größte Effekt zu erwarten ist.

„Wir arbeiten mit mathematischen Simulationsmodellen, die sehr ‚datenhungrig‘ sind“, so der promovierte Gesundheitswissenschaftler Laxy. „Dabei versuchen wir, aus verschiedenen Datenquellen die Realität in einem Modell abzubilden. Dadurch können wir beispielsweise feststellen, wie hoch der Gewinn an Lebensqualität wäre, wenn Diabetes um einige Jahre hinausgezögert wird, welche Kostenersparnis es für das Gesundheitssystem mit sich bringen und wie sich die Produktivität dadurch verändern würde. Am Ende können wir dann sogenannte ‚Wenn-Dann‘-Szenarien für verschiedene Zeithorizonte generieren.“

Im zweiten Schritt soll eine Forschungslinie weitergeführt werden, die bereits vom DZD gefördert wurde. Hier soll mit Hilfe von Machine-Learning-Ansätzen und anhand von großen Kassendatensätzen vorhergesagt werden, welche an Diabetes erkrankte Personen möglicherweise bald mit Komplikationen wie Herzinfarkt, Schlaganfall etc. zu rechnen haben. Hier sieht der Leiter der Professur für Public Health und Prävention besonderes Potential für eine effektive Stratifizierung der Versorgung: „Aus gesundheitsökonomischer Perspektive wäre es besonders wichtig, bei diesen Personen den nächsten Therapieschritt zu machen. Eine solche ‚Vorstratifizierung‘ ist routinemäßig eigentlich nicht möglich, aber mit den Kassendaten haben wir eine Vielzahl von Variablen und Gesundheitsinformationen über die Patient_innen vorliegen.“

Dr. Anna-Janina Stephan, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Public Health und Prävention, erläutert weiter: „Diese Daten sind im Gesundheitssystem sowieso für alle gesetzlich Versicherten vorhanden. Sie systematisch nutzbar zu machen, verspricht somit bei verhältnismäßig geringem Ressourcenaufwand einen potenziell hohen Nutzen.“

Im bearbeiteten Datensatz sind Informationen über ca. 370.000 Patient_innen mit Typ-2-Diabetes enthalten, mit deren Daten über den Zeithorizont der letzten sechs Jahre gearbeitet werden kann.

„Wir betreiben hier Grundlagenforschung zur Personalisierung von Versorgung“, stellt Prof. Laxy fest. „Wenn wir zeigen können, dass wir anhand von Routinedaten gut Erkrankungsrisiken vorhersagen können, wäre das sicherlich ein wichtiger Baustein, um irgendwann stratifizierte personalisierte Medizin bzw. Versorgung zu betreiben. Irgendwann!“

 

Zur Homepage der Professur für Public Health und Prävention

 

Kontakt:

Prof. Dr. Michael Laxy
Professur für Public Health und Prävention
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München

Tel.: 089 289 24977
E-Mail: michael.laxy(at)tum.de

Anna-Janina Stephan
Professur für Public Health und Prävention
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München

Tel.: 089 289 24984
E-Mail: anna-janina.stephan(at)tum.de


Text: Romy Schwaiger
Fotos: DZD/privat