Seit Januar 2020 wird ein organisiertes Screening-Programm für alle Frauen ab 20 Jahren angeboten. In diesem Rahmen wird allen Frauen ab 35 Jahren alle drei Jahre ein Pap-Abstrich in Kombination mit einem Test auf humane Papillomviren (HPV) angeboten, das sogenannte Co-Testing.
Der Lehrstuhl für Epidemiologie von Ordinaria Prof. Dr. Stefanie Klug hat nun die Genauigkeit der verschiedenen Tests sowohl einzeln, als auch in Kombination im Sinne der Co-Testing-Strategie untersucht und miteinander verglichen. Die Ergebnisse der Studie wurden unter dem Titel „Cervical Cancer Screening: Comparison of Conventional Pap Smear, Test, Liquid-Based Cytology, and Human Papillomavirus Testing as Stand-Alone or Cotesting Strategies“ im Journal „Cancer Epidemiology, Biomarkers & Prevention“ veröffentlicht. Die Fachzeitschrift hat einen Impact Faktor von 4,344.
Erhoben wurden die Daten im Rahmen der MARZY-Studie, einer randomisierten bevölkerungsbezogenen Kohortenstudie zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs (Zervixkarzinom). Sie wurde von 2005 bis 2012 am Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik der Universitätsmedizin Mainz gemeinsam mit den niedergelassenen Frauenärzt_innen in der Stadt Mainz und im Kreis Mainz-Bingen durchgeführt. Die Studienleitung lag bei Prof. Klug.
Im Zuge dessen wurden über 9.000 Frauen zwischen 30 und 65 Jahren über die Einwohnermeldeämter zufällig ausgewählt. Die Frauen, die den Ein- und Ausschlusskriterien entsprachen, wurden in zwei Interventionsgruppen sowie eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die 5.275 Teilnehmerinnen der beiden Interventionsgruppen wurden zur Krebsvorsoge eingeladen, wovon sich zwischen 2005 und 2007 insgesamt 2.627 Frauen einer Untersuchung unterzogen. Bei 9 Prozent dieser Probandinnen fiel ein Test positiv aus, woraufhin 65 Prozent% eine Gebärmutterhalsspiegelung (Kolposkopie) vornehmen ließen.
Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen bei den Frauenärzt_innen wurden unterschiedliche Methoden angewandt, welche im Anschluss auf ihre Genauigkeit hin überprüft wurden. „Dabei haben wir festgestellt, dass unabhängig von der angewandten Methode keine der Cotesting-Strategien genauere Ergebnisse erzielte als das HPV-Screening allein“, erklärt Linda Liang, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Epidemiologie und Erstautorin der Publikation. Die Studie bestätigt zudem vorherige Beobachtungen, dass der HPV-Test der Zytologie bei der Erkennung von Veränderungen am Gebärmutterhals überlegen ist.
„Das ist eine Diskussion, die international bereits seit längerem läuft“, erläutert Prof. Klug. „Vom wissenschaftlichen Aspekt her ist die internationale Datenlage mittlerweile relativ klar und zeigt, dass der HPV-Test alleine die bessere Testvariante ist. Nun müssen wir besprechen, wie diese Ergebnisse in Deutschland umgesetzt werden können. Die Daten aus der MARZY-Studie liefern weitere, in Deutschland generierte, Evidenzen und sollten bei der geplanten Evaluation des neuen Screening-Programms berücksichtigt werden“, so Prof. Klug.