Die zweite Version des deutschen Bewegungszeugnisses wurde vom Netzwerk „Active Healthy Kids Germany“ (AHKG) mit einem nationalen Workshop an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften (SG) initiiert. Dieses will auf Defizite in Sachen Bewegung aufmerksam machen und soll dazu dienen, Maßnahmen zu entwickeln, die einen aktiven Lebensstil von Kindern und Jugendlichen unterstützen. Unter der Federführung der Professur für Sport- und Gesundheitspädagogik von Prof. Dr. Yolanda Demetriou und Prof. Dr. Anne K. Reimers von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg trafen sich insgesamt 23 Vertreter von 16 Einrichtungen und Universitäten, darunter das Karlsruher Institut für Technologie, das Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS, das Robert Koch-Institut oder der Deutsche Sportlehrerverband.
Das Netzwerk AHKG geht zurück auf die internationale Initiative „Active Healthy Kids Global Alliance“, die 2014 von kanadischen Wissenschaftlern gegründet wurde. Im Jahr 2018 hat sie in 49 Ländern weltweit Untersuchungen zur Bewegung von Kindern und Jugendlichen durchgeführt. Auch Deutschland nahm damals zum ersten Mal an der Initiative teil. Ein Team von neun Forschungsinstitutionen hatte auf Basis von wissenschaftlichen Studien, nationalen Erhebungen sowie Berichten von Regierungs- und Nichtregierungs-Organisationen das Bewegungs- und Sitzverhalten von Kindern und Jugendlichen anhand von acht Indikatoren nach Schulnoten beurteilt.
Deutschland bekam lediglich die Note 4- in den Kategorien „Körperlichen Aktivität insgesamt“, dem „Sitzenden Verhalten“ und beim „Aktiven Spielen“. Nur rund 20 Prozent der Kinder und Jugendlichen erreichten mindestens eine Stunde moderate oder intensive körperliche Aktivität pro Tag, wie es die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt. „Gerade für Kinder ist Bewegung unheimlich wichtig. Wer sich als Kind zu wenig bewegt, bei dem besteht ein hohes Risiko, dass er dies auch als Erwachsener tut. Das wiederum begünstigt die Entstehung von Zivilisationskrankheiten wie Adipositas, Herzinfarkt oder Schlaganfall. In Deutschland ist körperliche Inaktivität die fünfthäufigste Todesursache“, warnte Projektleiterin Prof. Demetriou.
Gute Noten bekam Deutschland dagegen bei den Rahmenbedingungen, die der organisierte Sport, Schule, Familie und Kommunen bieten: 70 Prozent der Kinder und Jugendlichen waren Mitglied in einem Sportverein. In der Schule stand zweimal wöchentlich Sport auf dem Stundenplan. Im internationalen Vergleich rangierte man hier im oberen Bereich. Im Hinblick auf das tatsächliche Bewegungsverhalten und im Gesamtergebnis lag Deutschland jedoch im unteren Drittel. Es zeigte sich damit ein deutlicher Kontrast: Während die äußeren Einflussfaktoren und das Umfeld recht gut bewertet waren, zeigten sich beim individuellen Bewegungsverhalten deutliche Schwächen.
„Im Jahr 2021 soll nun die nächste Version des deutschen Bewegungszeugnisses mit neuen und aktuellen Daten veröffentlicht werden. Beim ersten Workshop mit allen Beteiligten wurde ein Findungsprozess gestartet. Zudem wurde eine Struktur entwickelt, wie in den nächsten Monaten die Datenaufbereitung erfolgen soll“, erläutert Prof. Demetriou das weitere Vorgehen. Im Sommer 2020 soll dann ein weiterer Workshop stattfinden. Finanziert wird das zweite deutsche Bewegungszeugnis von der Schwenninger Krankenkasse, die bereits die erste Reportkarte unterstützt hatte.
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Kontakt:
Prof. Dr. Yolanda Demetriou
Professur für Sport- und Gesundheitspädagogik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24686
E-Mail: yolanda.demetriou(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: Professur für Sport- und Gesundheitspädagogik