Zum 1. Oktober 2021 hat Prof. Dr. Nikkil Sudharsanan den Ruf der TUM auf die neue Rudolf Mößbauer Professur of Behavioral Science for Disease Prevention and Health Care angenommen. Bevor er an die TUM kam, war der studierte Gesundheits- und Bevölkerungswissenschaftler als Alexander von Humboldt Postdoctoral Fellow am Heidelberg Institute of Global Health und David E. Bell Postdoctoral Fellow am Harvard Center for Population and Development Studies tätig. Er erhielt seinen Doktortitel in Bevölkerungsstudien und seinen Master in Statistik von der University of Pennsylvania.
Lieber Herr Prof. Sudharsanan, was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, vom Heidelberg Institute of Global Health an die Technische Universität München zu wechseln?
Es gab zwei Hauptfaktoren. Der erste war, dass ich wusste, dass die Technische Universität München in Bezug auf die deutsche Gesundheitsforschung eine wirklich starke Plattform hat. Eine Menge wichtiger Forschung wird an der TUM bereits betrieben und daher war eine aufregende Perspektive, Teil einer wachsenden Gemeinschaft von Gesundheitsforscher_innen zu werden. Der andere Faktor war der, dass die TUM eine der wenigen deutschen Universitäten ist, die ein strukturiertes Tenure-Track-Programm anbietet. Das hat mich sehr gereizt und mir signalisiert, dass die TUM mit ihrer Fakultät internationaler werden will.
Was bedeutet Ihnen der Ruf an die TU München?
Das Wichtigste für mich als Forscher ist, dass ich den Raum und die Ressourcen bekomme, um meine eigene Forschungsagenda zu entwickeln. Ich bin sehr froh über die Unterstützung und das Vertrauen der Universität, vor allem weil meine Forschung zwischen den Disziplinen angesiedelt ist, was es oft schwierig macht, eine akademische Heimat zu finden.
Welchen Eindruck haben Sie bislang von der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften?
Ich habe einige Professoren, die Dekanin und viele Mitarbeiter_innen der Verwaltung kennengelernt. Alles war überwältigend positiv und alle haben mich sehr freundlich aufgenommen. Auch die Eingewöhnung verlief reibungslos und unkompliziert. Es ist ein vielversprechender Anfang, und ich bin gespannt darauf, noch mehr Leute kennenzulernen.
Worauf freuen Sie sich mit Blick auf Ihre Arbeit an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften am meisten?
Ich freue mich sehr darauf, ein Team aufzubauen und neue Forschungsprojekte zu starten. Bis jetzt habe ich meist mit kurzfristigen Verträgen gearbeitet und nicht mehr als ein paar Jahre im Voraus gedacht. Es ist wirklich aufregend, ein Team von Doktorand_innen aufzubauen und über einen Zeitraum von sechs bis sieben Jahren an der Entwicklung eines neuen Forschungsprogramms zu arbeiten.
Was wird Ihr Forschungs-Schwerpunkt an unserer Fakultät sein?
Mein Forschungsschwerpunkt ist die Prävention und Behandlung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Süd- und Südostasien. Die Länder dieser Region haben riesige, schnell alternde Bevölkerungen, in denen Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu den Hauptursachen für frühe Sterblichkeit geworden sind. Aber die Gesundheitssysteme sind nicht darauf vorbereitet und eingerichtet, die große Zahl von Menschen zu versorgen, die eine präventive Versorgung benötigen. Hier sehe ich ein großes Potenzial für wirkungsvolle Forschung. Meine Arbeit ist jedoch nicht auf die Entwicklung biomedizinischer Behandlungen ausgerichtet. Vielmehr geht es darum, zu erkennen, dass wir bereits eine Menge Erkenntnisse darüber haben, wie wir Herzkrankheiten behandeln und ihnen vorbeugen sollten. Jetzt geht es darum, dies in die Praxis umzusetzen. In meinem Bereich werden wir Fragen stellen wie: Wie können wir Kliniker und Ärzte dazu ermutigen, tatsächlich eine qualitativ hochwertige präventive Versorgung anzubieten? Außerdem wollen wir einen Beitrag leisten, um Menschen dazu zu ermutigen, alle Lebensstil- und Verhaltensänderungen, die für die Vorbeugung von Herzkrankheiten notwendig sind, auch wirklich durchzusetzen. Dabei kommt dann auch die verhaltenswissenschaftliche Komponente der Professur ins Spiel. Wir werden Erkenntnisse aus den Verhaltenswissenschaften nutzen, um herauszufinden, wie wir Kliniker und Einzelpersonen motivieren können, um letztlich zur Prävention solcher Krankheiten beizutragen.
Sie sind bereits im Wintersemester 2021/22 in die Lehre eingebunden – welche Kurse unterrichten Sie?
Ich war dankbar und glücklich, dass ich im Wintersemester bereits bestehende Kurse übernehmen konnte, so dass ich keinen hektischen Start hatte. Zurzeit unterrichte ich zwei Seminare für den Kurs "Study Design and Research Ethics" von Prof. Klug, was mir sehr viel Spaß macht. Für das Sommersemester 2022 werde ich meine eigenen Kurse entwickeln. Ich bin noch dabei, die genauen Kurse auszuarbeiten, aber ich freue mich darauf, Themen im Zusammenhang mit Global Health und der Schnittstelle von Sozial- und Gesundheitswissenschaften zu unterrichten. Im Moment werde ich im Masterstudiengang auf Englisch unterrichten, aber vielleicht werde ich in Zukunft, wenn mein Deutsch besser wird, auch im Bachelorstudiengang zum Einsatz kommen.
Und noch eine letzte Frage: Treiben Sie selbst Sport? Und wenn ja, welchen?
Seit ich nach Deutschland gezogen bin, habe ich angefangen, das Wandern für mich zu entdecken, was ich in den USA nie getan habe. Heidelberg liegt direkt in den Bergen, und es war schön, in nur 15 Minuten von meinem Haus in den Wald zu kommen. Das ist etwas, das ich in München hoffentlich fortsetzen kann. Ich bin auch noch nie Ski gefahren und freue mich darauf, es diesen Winter zu lernen!
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt:
Prof. Dr. Nikkil Sudharsanan
Rudolf Mößbauer Assistant Professorship of Behavioral Science for Disease Prevention and Health Care
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: nikkil.sudharsanan(at)tum.de
Text/Interview: Romy Schwaiger
Foto: privat