Zum 15. März 2021 ist Prof. Dr. David Ebert dem Ruf der TUM auf die neue Professur für Psychology und Digital Mental Health Care gefolgt. Davor war er seit Oktober 2018 Associate Professor für Klinische Psychologie an der VU Universität Amsterdam.
Nach seinem Studium ursprünglich des Lehramtes für Mathematik und Musik war Prof. Ebert von 2009 bis 2014 als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung Klinische Psychologie und Psychotherapie der Philipps-Universität Marburg tätig. Zeitgleich war er von 2011 bis 2014 operativer Projektleiter des Kompetenztandems Gesundheitstraining.Online der Leuphana Universität Lüneburg. Seinen Doktortitel in Psychologie erhielt er 2013 von der Philipps-Universität Marburg mit besonderer Auszeichnung (summa cum laude).
Von 2014 bis 2015 befand Prof. Ebert sich als Postdoctoral Research Follow am Department of Health Care Policy der Harvard Medical School in Boston/USA. Anschließend habilitierte er sich im September 2018 am Lehrstuhl Klinische Psychologie und Psychotherapie der Friedrich-Alexander Universität (FAU) Erlangen-Nürnberg.
Lieber Herr Prof. Ebert, was war ausschlaggebend für Ihre Entscheidung, von der VU Universität Amsterdam an die TUM zu wechseln?
„Als Psychologe betreibe ich Digital Health Forschung, dementsprechend benötige ich ein Umfeld, das eine gewisse Technikorientierung besitzt. Gerade das Zukunftsfeld der künstlichen Intelligenz ist für mich sehr interessant, zudem auch die Frage, wie man diese Technik überhaupt nutzen kann, die Prävention und die Vorsorge von Erkrankungen zu verbessern. Das ist per se mein Forschungsgebiet und ein interdisziplinäres Thema aus Psychologie, Medizin und Computer Science. Interdisziplinarität ist natürlich fakultätsübergreifend überaus wichtig. Die Psychologie bringe ich selbst mit und für alle anderen Bereiche bietet die TUM optimale Gegebenheiten. Ich bin selbst stark forschungsorientiert, und die TUM hat selbst natürlich den exzellenten Ruf, sehr forschungsstark zu sein.“
Was bedeutet Ihnen der Ruf an die TU München?
„Der Ruf ist für mich der Schritt in eine langfristige Vor-Ort-Perspektive. Ich bin international sehr gut vernetzt, aber es war immer klar, dass es nur ein vorübergehender Standort ist, also immer der nächste Schritt. Ich bin viel gewechselt, von der Uni Marburg zwischenzeitlich nach Amsterdam, dann nach Boston an die Harvard Medical School, von da aus nach Erlangen und wieder nach Amsterdam. Ich habe viele Co-Autoren, von denen der Großteil immer überregional war. Meine Forschung ist interdisziplinär ausgerichtet und ich arbeite in internationalen Netzwerken. Jetzt freue ich mich vor allem darauf, mit Spitzenforschern vor Ort kooperieren zu können.“
Welchen Eindruck haben Sie bislang von der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften?
„Mein Team und ich arbeiten während Corona komplett aus dem Home Office. Insofern ist der Großteil aktuell noch nicht physisch an die Fakultät umgezogen, weshalb es noch wenig Berührungspunkte außerhalb der bereits laufenden Online-Lehre gab. Ansonsten führe ich aktuell noch Gespräche, dass meine Doktoranden alle an die Fakultät wechseln. Darüber hinaus gab es bislang aber pandemiebedingt noch wenig Kontakt.“
Worauf freuen Sie sich mit Blick auf Ihre Arbeit an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften am meisten?
„Ich freue mich einerseits vor allem auf die Lehre im Bereich Prävention und Früh-Intervention bei psychischen Erkrankungen. Meines Erachtens ist das ein ganz wichtiges Thema, das aber in Deutschland in der universitären Lehre bisher unzureichend berücksichtigt wird. Deshalb finde ich es schön, diesen Schwerpunkt in den Bereich der Gesundheitswissenschaften einzubringen, da es gut zusammenpasst. Zudem haben wir die Zukunftsorientierung im Blick, also wie kann man Technik nutzen, um so wichtige gesellschaftliche Probleme zu lösen. Andererseits freue ich mich auf Kooperationen vor Ort, beispielsweise in der Kombination Computer Science und Medizin, um die Frage zu beantworten, wie man die Kompetenzen zur Verbesserung der Prävention und Intervention insbesondere psychischer Erkrankungen zusammenbringen kann.“
Sie waren bislang auch Leiter des Protect Labs, einer interdisziplinären Forschungseinheit. Werden Sie diese Tätigkeit weiterhin übernehmen?
„Ich bleibe auch weiterhin Leiter des Protect Labs, das wir mittlerweile an die TUM umgezogen haben. Nachdem ich teilweise zeitgleich an mehreren Universitäten tätig war, sind meine Mitarbeiter aus Amsterdam, Berlin und Erlangen alle Teil des Protect Labs geworden. Darin erforschen wir Technologien zur Verbesserung der Prävention und Behandlung vorwiegend psychischer Störungen, aber auch chronisch-somatischer Erkrankungen. Der Begriff ‚Protect‘ steht dabei für Behavorial Health Promotion & Technology.“
Was wird Ihr Forschungs-Schwerpunkt an unserer Fakultät sein?
„Der Fokus meiner Forschung liegt darauf, wie man digitale Ansätze zur Förderung psychischer Gesundheit nutzen kann. Konkret: auf der Entwicklung und Evaluation digitaler Gesundheitsinterventionen zur Förderung der psychischen Gesundheit mit einem besonderen Fokus auf die Prävention und Früh-Intervention und Behandlung psychischer Erkrankungen. Dabei treibt mich vor allem die Frage an, wie man Leute über innovative evidenz-basierte Ansätze erreichen kann, die sonst gar nicht oder erst nach langer Leidenszeit adäquate Unterstützung erhalten. Ein weiterer Forschungsbereich ist aber auch die Studierendengesundheit allgemein und die psychische Gesundheit von Studierenden speziell. Ich bin Teil eines World Mental Health Netzwerks der WHO, in dem wir weltweit in ca. 20 Ländern ähnliche Forschung betreiben. Dieses Netzwerk haben wir während meiner Zeit in Harvard zusammen mit Ronald Kessler gegründet. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich diesen Sektor auch an der TUM etablieren könnte. Ein Aspekt davon ist, Studierende zu unterstützen, während ihres Studiums Kompetenzen zu entwickeln sowie ihre eigene psychische Gesundheit zu verbessern. Das kann man in den Gesundheitswissenschaften gut kombinieren mit Veranstaltungen, in denen man solche Methoden für sich selbst lernt, gleichzeitig aber auch erfährt, wie man diese anderen beibringt.“
Auf welche Themen werden Sie in der Lehre den Schwerpunkt setzen?
„Neben der Prävention und Intervention von psychischen Erkrankungen liegt ein weiterer Schwerpunkt unserer Lehre auf der Nutzung digitaler Technologien zur Verbesserung der Prävention und Versorgung.“
Und noch eine letzte Frage: Treiben Sie selbst Sport? Und wenn ja, welchen?
„Passend zur Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften habe ich lange Zeit Beachvolleyball gespielt, muss aber zugeben, dass das nach einer Verletzung vor allem arbeitsbedingt leider eingeschlafen ist. Ansonsten gehe ich aber auch gerne ins Fitnessstudio oder mache Kraftübungen zu Hause, in letzter Zeit aber leider viel zu wenig. Dafür meditiere ich jeden Morgen, das ist zwar kein ‚körperlicher‘ Sport, aber hat für mich wichtige Effekte des täglichen Ausgleichs.“
Vielen Dank für das Gespräch!
Kontakt:
Prof. Dr. David Ebert
Professur für Psychology und Digital Mental Health Care
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: david.daniel.ebert(at)tum.de
Text/Interview: Romy Schwaiger
Foto: privat/Protect Lab