Sport für Krebspatient_innen. Das ist das Ziel des Erasmus+ Projekts "Outdoor against cancer - move yourself, go out and live" (OaC) des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie der Technischen Universität München. Das Team von Ordinaria Prof. Dr. Renate Oberhoffer wird dabei die Gründung von Sportgruppen für Krebspatient_innen in ganz Europa fördern und positive Effekte evaluieren. Die Europäische Union fördert OaC bis 2021 mit insgesamt 360.000 Euro.
"Wir werden Trainerinnen und Trainer aus vier Ländern zum Themenfeld ,Sport und Krebs' schulen, sodass sie als wichtige Multiplikatoren Angebote in ihren Ländern initiieren können. Somit werden wir einen recht praxisbezogenen Präventions-Ansatz umsetzen können", erklärt Prof. Oberhoffer, die auch Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften ist.
Kooperation mit fünf europäischen Partnern
In dem Projekt kooperiert der Lehrstuhl mit der Universita degli Studi di Palermo (ITA), der Västerbotten Universität Umeä (SWE) sowie den Organisationen Ceipes (ITA), Cre.Thi.Dev (GRE) und Naturfreunde Kärnten (AUT). Eingeworben wurde das Erasmus+ Projekt von den wissenschaftlichen Mitarbeiter_innen Dr. Hande Hofmann, Dr. Thorsten Schulz und Mascha Reinicke. Dr. Hofmann wird die internationale Gruppe leiten.
Rund 470.000 Menschen erhalten nach Angaben des Zentrums für Krebsregisterdaten in Deutschland jährlich eine Krebs-Diagnose. Dies führt bei den Betroffenen häufig zu Unsicherheit, ob Sport und Bewegung ratsam sind oder nicht. "Studien zeigen, dass Sport und Bewegung je nach Krebs-Stadium positive Effekte haben können. Beispielsweise wird das Wohlbefinden gestärkt und im Falle einer Chemotherapie können Nebenwirkungen verringert werden", erläutert Dr. Hofmann.
Krebs: Regelmäßige Bewegung wichtig
Mit Blick auf Sportart und Intensität bestehen keine allgemeingültigen Empfehlungen. "Wichtig ist zunächst, dass sich die Betroffenen bewegen und dies regelmäßig tun. Die Sportart und Intensität muss dann von Fall zu Fall betrachtet werden. In der Phase nach der Erkrankung ist wichtig, dass die Betroffenen erleben, dass sie wieder leistungsfähig sind und somit selbstgesteckte Grenzen abgebaut werden", sagt Dr. Schulz.
Körperliche Aktivität in den Alltag von Krebspatient_innen zu integrieren, setzt sich in Deutschland mehr und mehr durch. In verschiedenen Krankenhäusern wird dies inzwischen offeriert. "Diese Angebote sind gut, begleiten die Betroffenen aber zumeist nur während der Therapie. Wir wollen einen Schritt weiter gehen und Angebote fördern, die zu einem dauerhaften Bewegen führen", erklärt Reinicke.
Deutschland: Outdoor-Sportgruppen für Krebspatient_innen
In Deutschland bestehen entsprechende Sportgruppen bereits im Rahmen der Initiative "Outdoor against Cancer". Gegründet wurde diese von der Journalistin Petra Thaller, nachdem sie selbst eine Krebserkrankung überwunden hatte. "Durch die Bewegung in der Natur können zusätzlich die positiven Effekte der Naturexposition, die in zunehmendem Maße nachgewiesen werden, genutzt werden. Zudem wird die Bewegung aus dem klinischen Setting genommen und in den Alltag integriert", erläutert Schulz. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie veröffentlichte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Thaller das Buch "Outdoor against Cancer".
Schulungen mit Trainer_innen & Veranstaltungen
Doch im Gegensatz zu Deutschland bestehen in anderen europäischen Ländern quasi keine Angebote. Um dies zu verändern, wenden sich die Wissenschaftler_innen an Trainer_innen. "Wir werden Trainer aus unseren Partner-Ländern gezielt auf Sport mit Krebspatient_innen vorbereiten, ihnen das nötige Wissen hierzu vermitteln und die Etablierung von Gruppen unterstützen", sagt Hofmann. Pro Land werden zwei bis vier Trainer_innen nach deutschen Standards ausgebildet. Diese sollen ihr Wissen dann wiederum an andere Kolleg_innen weiterreichen.
So sollen neue Sportgruppen in Österreich, Griechenland, Italien und Schweden entstehen. Dabei wird die Zielgruppe der 20-50-Jährigen adressiert, weil bisherige Angebote sich vornehmlich an ältere Personen gerichtet hatten. Jeder Projektpartner organisiert zusätzlich konkrete Sommer- und Wintersportveranstaltungen mit je 20 Patient_innen. Mittels Fragebögen werden die Effekte des Trainings auf das wahrgenommene Wohlbefinden sowie die Lebensqualität der Teilnehmer_innen untersucht.
Eine erste Veranstaltung wurde an der TUM bereits am 6. und 7. April durchgeführt. Während zehn Trainer_innen die TUM Sport & Health for Life Fortbildung zur Outdoor against Cancer Trainer_in absolvierten, beobachteten zwölf ausländische Coaches diese. Anschließend diskutierten die Projektverantwortlichen mit den internationalen Gästen, inwiefern einzelne Aspekte übernommen werden können und welche Herausforderungen bestehen. "Die Veranstaltung war ein guter Auftakt. Die Trainer waren von der Ausbildung begeistert. Es hat sich gezeigt, dass eine Reihe von Punkten adaptiert werden können", bilanziert Hofmann.
Über die einzelnen Projektschritte informiert die Gruppe kontinuierlich via Social Media.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Informationen zum Projekt Outdoor Against Cancer
Kontakt:
Dr. Hande Hofmann
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24578
E-Mail: Hande.Hofmann(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie